Geschichte ist ein konstruiertes Objekt, dessen Lage nicht durch gleichförmige oder leere Zeit gebildet wird, sondern durch die Gegenwart
(Walter Benjamin)
Der Vergangenheit begegnen wir stets durch die Linse der Gegenwart. Dies gilt jedoch in besonderem Maße für jene historische Zeiten, die uns aus verschiedenen Gründen noch immer als sehr nah erscheinen. Etwa, weil die Erinnerung daran weiterhin von Zeitzeug:innen im Gespräch an uns weitergegeben wird oder das Geschehene als Vorgeschichte gegenwärtiger Probleme verstanden werden kann. Hier liegt das Feld der Zeitgeschichte. Sie stellt einen Teilbereich der Neuesten Geschichte dar, der keine klaren zeitlichen Grenzen hat. Immer aber geht es um eine besonders enge Verschränkung von Geschichte und Gegenwart.
Für die Arbeit am Lehrstuhl spielt darüber hinaus der gesamte Zeitraum der Neuesten Geschichte eine Rolle, verstanden als eine europäische Epoche, die um 1880 begann und bis an die Wende zum 21. Jahrhundert reicht. Dieser Zeitraum wird mit mit einem Schwerpunkt auf der deutschen Geschichte betrachtet, in vergleichenden Perspektiven. Geforscht und gelehrt wird aktuell vor allem zu den Krisenerfahrungen dieser Epoche: zum Aufstieg der „Massen“ und zu den Herausforderungen der kulturellen Moderne, zum Wandel des Kapitalismus, zu den sozialen und ökonomischen Folgen der beiden Weltkriege und zur Geschichte von Demokratie und Diktatur im langen 20. Jahrhundert. Ein Schwerpunkt liegt außerdem auf der Erforschung historischer Praktiken, in denen sich das Wissen von Menschen mit materiellen Handlungsbedingungen verbindet.
Der Arbeitsbereich Neueste Geschichte / Zeitgeschichte in Jena steht für
* deutsche Geschichte in ihren internationalen und globalen Kontexten
* das Interesse am Handeln von Menschen in den Dynamiken des 20./21. Jahrhunderts
* Offenheit für vielfältige Methoden und interdisziplinäre Fragestellungen
* das Engagement in der Erinnerungskultur und den geschichtspolitischen Kontroversen der Gegenwart.