WASSER, MACHT UND UNGLEICHHEIT - Ein interdisziplinärer Workshop zu einer umkämpften Ressource
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Wasserressourcen, die alle natürlichen Wasserquellen wie Grundwasser, Wasser aus Flüssen oder Meeren einschließen, gelten grundsätzlich als erneuerbare Ressourcen. Sie sind aber stets durch (Über-)nutzung, Verschmutzung und zunehmend auch den Klimawandel bedroht ⎼ auch in Regionen, in denen Wassermangel bis vor Kurzem kaum ein Thema war. Es wird zunehmend wieder klar: Wassersicherheit, Wasserknappheit und seine Verteilung sind Grundprobleme menschlicher Gesellschaften. Sie betreffen elementare Verfügungs- und Gerechtigkeitsfragen und der Zugriff auf Wasser ist eng mit gesellschaftlicher und politischer Macht verbunden.
Wasser, Macht und Ungleichheit
Umstritten bleibt dabei, wie der Zugang zu ausreichend sauberem Wasser am sinnvollsten organisiert werden soll. In Europa ist Wasser zumeist ein öffentliches Gut. In Chile oder den USA dagegen befinden sich eine Vielzahl von Wasserressourcen in privatem Besitz. Australien, ein klassisches Land der Wasserknappheit, hat heute den am weitesten entwickelten Wassermarkt der Welt. Wasser ist damit ein umkämpftes Gut, dessen sozial gerechte, ökonomisch sinnvolle und ökologisch nachhaltige Nutzung stets umstritten ist. Wer darf und durfte darüber verfügen, wie Wasser verwendet wird? Wer hatte Anspruch darauf, Wasserressourcen zu nutzen und mittels Infrastrukturen in den Wasserverlauf einzugreifen? Und wie bedingten und bedingen diese ungleichen Zugänge zu Wasserressourcen soziale Ungleichheiten und gesellschaftliche Machtasymmetrien?
Diese und weitere Fragen wollen wir gemeinsam im räumlichen und zeitlichen Querschnitt diskutieren. Das weitverbreitete Narrativ der Erfolgsgeschichte ⎼ von der Verschmutzungskrise in der Industrialisierung hin zur Etablierung von Wasser als öffentlichem Gut unter den Auspizien des Staates und erfolgreichem Umwelt- und Gewässerschutz ⎼ gilt es zu hinterfragen. Daher weiten wir unsere Betrachtung über diese auf den Staat zentrierte Perspektive hinaus und fragen nach Eingriffen und Handlungsspielräumen von diversen Akteuren innerhalb und gegen die bestehenden Eigentums- und Verteilungsregime.
Der Workshop findet hybrid statt. Eine Teilnahme per Zoom ist möglich. Bitte nehmen Sie bei Interesse Kontakt mit den Veranstaltern auf.
Programm (Download)pdf, 1 mb
Donnerstag, 15.05.2025
15 - 15:15 Uhr Anna Corsten und Daniel Rothenburg: Begrüßung und Einführung
15:15 - 16 Uhr Tilo Wesche (Oldenburg): Keynote
16.15 - 17:30 Uhr Panel I: Wasser als Eigentum - Wasser als Gemeingut
Moderation: Karsten Gäbler
Mariko Jacoby: Wasser als Commons: Konflikte um Bewässerungskanäle im Japan der Edo-Zeit (1603-1868)
Anna Corsten: Wasser für alle? Der Rhein und sozioökonomische Auseinandersetzungen um Gemeineigentum (1870-1930)
17:45 - 19 Uhr Panel II: Wasserkonflikte im urbanen Kontext
Moderation: Diana Lindner
Jan Hansen: Durstige Stadt: Wasserverteilung und Ungleichheit in Los Angeles (1850-1900)
Luzie Gerstenhöfer: Daseinsvorsorge als Quelle von Macht. Die gescheiterte Entprivatisierung der Trinkwasserversorgung in Barcelona
Freitag, 16.05.2025
9 - 10 Uhr Panel III: Ökologische Transformationen und soziale Konflikte
Moderation: Stephan Lorenz
Luminata Gatejel: Ökologische Umgestaltung und soziale Konflikte entlang der rumänischen Donau, 1920er bis 1940er Jahre
Daniel Rothenburg: Vom Staatsmonopol zum Wassermarkt: Ökosoziale Konflikte im australischen Murray-Darling Basin von 1968 bis heute
10:30 - 11:45 Uhr Panel IV: Wasserwissen und Wasserrecht in Ressourcenkonflikten
Moderation: Caroline Rosenthal
Robert Pursche: Zwischen Finden und Lokalisieren: Wasser und Wasserwissen als umkämpfte Ressourcen im Zeitalter der Weltkriege
Sascha Ohlenforst: Konfliktsteuerung durch Umweltvölkerrecht? Die Werra- und Weser-Versalzung als innerdeutscher Rechtsstreit (1968–1990)
12-13 Uhr Victor Jaeschke: Abschlusskommentar- und diskussion
Kontakt
Dr. Anna Corsten, anna.corsten@uni-jena.de