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Wenn sich Skulpturen winden und neue Formen annehmen
„Das Dort im Hier“ ist der Titel der neuen Ausstellung, die vom 11. Juni bis 31. Juli im FrommannschenSkulpturenGarten an der Universität Jena zu sehen ist. Der Titel ist entlehnt aus Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ und beschreibt die Bewegung und die Veränderung, die den ausgestellten Holzskulpturen Heiko Börners innewohnen. Aus klaren geometrischen Formen lässt der Künstler organische Gebilde entwachsen. Die Skulpturen winden sich gleichsam aus sich selbst heraus, ziehen und dehnen sich, um an einem anderen Punkt in anderer Form neue Gestalt anzunehmen. Statik und Wuchs des Holzes werden dabei völlig außer Kraft gesetzt.
Diese künstlerische Herangehensweise wird ebenso an der Oberfläche der Skulpturen deutlich: Prägnant in das Material gearbeitete Verbindungslinien zeugen vom Veränderungsprozess der Formen. Der Künstler hat sie energisch, kraftvoll und ohne Rücksicht auf die gewachsenen Strukturen des Holzes gesetzt. Motorsäge, Axt und Stechbeitel kommen bei Börner zum Einsatz, um den Objekten spannungsvolle Momente zu verleihen.
Unter Spannung stehen auch die roten Kunststoffbänder, die der Künstler in einer ortsbezogenen Installation in der Tordurchfahrt des Frommannschen Anwesens einsetzt. Er nimmt darin Bezug auf die Architektur und akzentuiert den Raum als Ort der Bewegung. Die roten Bänder korrespondieren farblich mit einer fast vier Meter hohen Stahlskulptur, die einen farblichen Kontrast zur grünen Gartenumgebung bildet.
Banner zur Ausstellung
Foto: Lehrstuhl für KunstgeschichteErstmals Ausstellung an zwei Orten
Die Ausstellung ist in diesem Jahr erstmals an zwei Orten zu sehen: Neben dem Frommannschen Anwesen am Fürstengraben wird auch der Garten von Schillers Gartenhaus Ausstellungsort für die bildhauerischen Werke Heiko Börners. Beide Orte sind prägend für die Jenaer Kultur und die deutsche Geistesgeschichte.
Drei an der Organisation beteiligte Jenaer Studentinnen der Kunstgeschichte und Filmwissenschaft ließen sich davon bei einem begleitenden Projekt zur Vermittlung der Ausstellung inspirieren. Für die Beschilderung der Werke fanden sie passende Zitate von bedeutsamen, mit den Orten verbundenen Literaten und Literatinnen wie Friedrich Schiller, Dorothea Schlegel, Friedrich Hölderlin und Novalis. Damit verbinden sich die Werke mit den ‚Orten des Wortes‘. Die nüchternen, an Inventarnummern erinnernden Werktitel Börners werden durch die Zitate ergänzt und die Werke so den Betrachterinnen und Betrachtern auf ungewohnte Weise nähergebracht.
Heiko Börner: Eiche 20/01 (2020) in Schillers Garten
Foto: Anne Günther/Uni Jena, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022Eröffnung und Begleitprogramm
Die Vernissage findet am 10. Juni 2022 um 18 Uhr im Frommannschen Anwesen statt. Es begrüßen Robert Sorg (Jenaer Kunstverein) und Prof. Dr. Verena Krieger (Lehrstuhl für Kunstgeschichte). Anschließend führt die Kuratorin Andrea Karle in die Ausstellung ein, die von Johannis Ähnlich auf der Gitarre musikalisch umrahmt wird.
Führungen der Kuratorinnen finden am Sonntag, dem 19. Juni, um 11 Uhr und 15 Uhr im Frommannschen Anwesen statt; ab 15.30 Uhr musikalisch unterstützt vom Trio des Sinfonieorchesters Carl Zeiss Jena: Astrid Lindner (Violine), Annegret Reithe (Oboe) und Frederieke Spieß (Cello).
Der Künstler führt interessierte Gäste am Samstag, dem 16. Juli, ab 14 Uhr persönlich zunächst durch das Frommannsche Anwesen und später durch Schillers Garten, wo ab ca. 15.30 Uhr das Duo Helbig/Höfer musiziert.
Der Eintritt zur Ausstellung und zum Begleitprogramm ist frei.
Der Künstler Heiko Börner und seine Skulptur "Stahl 10/06" (2010) im Frommannschen Garten
Foto: Anne Günther/Uni Jena, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022Der Künstler
Heiko Börner, 1973 in Arnstadt geboren, absolvierte eine Ausbildung zum Holzbildhauer und studierte anschließend an der Akademie der Bildenden Künste Wien in der Klasse von Prof. Bruno Gironcoli, wo er 2004 mit dem Meisterschulpreis ausgezeichnet wurde. Die Werke Heiko Börners waren und sind in zahlreichen Ausstellungen vertreten, zuletzt etwa in Würzburg, Heidenheim und parallel zur Ausstellung in Jena auch in der Studienkirche Burghausen.
Wir danken unseren Förderern
Die Ausstellung wird gefördert von der Staatskanzlei des Freistaats Thüringen, dem Ortsteilrat Jena-Zentrum und der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Friedrich-Schiller-Universität Jena.