Kraftkerle, Schwärmer und Rädchenexistenzen

Im Zuge der sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts vollziehenden soziostrukturellen Modernisierungs- prozesse steht das Subjekt erstmals vor der Her-ausforderung, seine Individualität selbstbestimmt hervorzubringen und durch intersubjektive Anerkennung zu stabilisieren.
Die daraus resultierenden Probleme manifestieren sich in der Literatur um 1800. Hier werden vielfach und vor allem junge männliche Figuren vorgeführt, die sich frei entfalten wollen, dabei aber auf exter-ne Grenzen stoßen, so dass sie ihr soziales Umfeld tendenziell als bedrohlich oder feindlich wahrnehmen. Abhängig von ihrem (Macht-)Verhältnis zur Welt lassen sie sich als Kraftkerle, Schwärmer oder Rädchenexistenzen beschreiben. Auf Bestätigung anderer angewiesen, ringen sie alle um Anerkennung im Bereich der Primärbezie-hungen, im rechtsstaatlichen Bereich und/oder im Bereich der sozialen Werteordnung.
Auf der Tagung wird danach gefragt, wie die Identitätsfindung und die damit verbundenen Anerkennungskämpfe der Figuren literarisch gestaltet werden, inwiefern sie an spezifische Vorstellungen von Männlichkeit oder Weiblichkeit geknüpft sind und inwiefern die Individualitäts-entwürfe in den Texten idealisiert oder problema-tisiert werden.

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