Die Forschungsstelle für Neuere Regionalgeschichte Thüringens befasst sich mit der Politik-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Thüringens vom ausgehenden 16. Jahrhundert bis zum Jahr 1914. Dabei geht sie zunächst einmal von Thüringen als einer Region ausgeprägter Kleinstaatlichkeit im untersuchten Zeitraum aus und fragt nach den Wirkungen, Leistungen und Grenzen kleinstaatlicher Strukturen in den politischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Wandlungsprozessen sowie nach der raumprägenden Kraft von Kleinstaatlichkeit in einer Region, die bis 1920 politisch nicht geeint war. Einen Forschungsschwerpunkt bildet dabei die trotz oder vielleicht gerade wegen der politischen Teilung besonders starke Ausbildung einer regionalen Identität, welche die staatlichen Grenzen überschritt. Daneben stehen aber auch Fragen nach gesellschaftlichen Strukturen und deren Wandel, nach politischer Ordnung, politischen und sozialen Bewegungen und politischer Kultur, nach Religion, Migration und der Stellung von Minderheiten im Mittelpunkt. Außerdem wird der Umweltgeschichte und der Wirtschaftsgeschichte, der Ausprägung unterschiedlicher Gewerbezweige, der Industrialisierung sowie der Entwicklung von Unternehmer- und Unternehmenskulturen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Forschungsstelle nimmt eine vergleichende und transregionale Perspektive ein, welche auch die Verflechtungen mit angrenzenden Regionen einbezieht.
Die Forschungsstelle für Neuere Regionalgeschichte Thüringens ist organisatorisch an die Professur für Thüringische Landesgeschichte angeschlossen. Sie wird gefördert durch die Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung, die Friedrich-Schiller-Universität Jena und die Thüringer Staatskanzlei. Ihre Arbeitwird durch einen Wissenschaftlichen Beirat begleitet und unterstützt.
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Kreutzmann, Marko, PD Dr.Leiter der Forschungsstelle für Neuere Regionalgeschichte ThüringensProfessur Landesgeschichte
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Raum 102Fürstengraben 1307743 JenaSprechzeiten:
nach vorheriger Anmeldung per E-Mail -
Wasielewski, Oskar Kilianwissenschaftlicher Mitarbeiter der ForschungsstelleProfessur Landesgeschichte
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Doktorand*innen
Ferdinand Kämpfer, M.A.
Dissertationsprojekt: Die thüringische Einheitsfrage während der Revolutionsjahre 1848/49. Mit besonderer Betrachtung der reußischen Fürstentümer und des Herzogtums Sachsen-Altenburg
Die Regenten und Staatsminister der Thüringer Kleinstaaten versuchten während der Revolution von 1848/49 eine erstmalige vollumfängliche politische und administrative Einheit zu bilden. Die Realisierung eines solchen Projektes scheiterte nicht nur am dynastischen Selbstbewusstsein der Thüringer Fürsten und Herzöge, sondern auch an der Sturheit einzelner Minister auf den Einheitskonferenzen zu Gotha. Neben der staatspolitischen Ebene spielte die Bevölkerung eine erhebliche Rolle. Erstmals in der Geschichte richtete sich diese mit Petitionen und Briefen an die jeweiligen Landesherren und drückte neben politischen Forderungen ihre (Wunsch-)Zugehörigkeit zu einem einheitlichen Thüringen, zu ihrem Heimatstaat, zu ihrer Region oder gar zum Königreich Sachsen aus. Für das Dissertationsvorhaben liegt der Fokus sowohl auf der Rolle der Thüringischen Staaten, allen voran der reußischen Fürstentümer und des Herzogtums Sachsen-Altenburg, vielmehr jedoch auf der Bevölkerung und deren Bezug zum Begriff "Thüringen". Damit deckt die Arbeit neben der politischen Ereignisgeschichte auch die Thüringer Alltagsgeschichte ab.
wiss. Werdegang:
- 2016-2020: Bachelorstudium Geschichte, Politik und Gesellschaft an der Universität Potsdam
- 2019 (März-Nov.): Praktikum als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität
Potsdam bei Prof. Dr. Geppert - 2020-2022: Masterstudium Geschichte transkulturell an der Universität Erfurt
- seit Sept. 2022: Doktorand an der Forschungsstelle für Neuere Regionalgeschichte Thüringens
Assistenten
- Jonas Kuttig
- Robert Proske
- Jonathan Dreßler