Literature and Politics

CfC: Politik und Literatur. Die kritische Auseinandersetzung mit politischem Mainstream

Tagung am 13. 2. 2026
Literature and Politics
Foto: Mariia Siedelberg
Veranstaltungseckdaten
Diese Veranstaltung im ICS-Format exportieren
Beginn
Ende
Veranstaltungsarten
Workshop
Ort
Ernst-Abbe-Platz 8, Seminarraum 401
07743 Jena
Google Maps – LageplanExterner Link
Kontakt
Institut für Slawistik und Kaukasusstudien
Veranstaltungssprache
Deutsch
Barrierefreier Zugang
ja
Öffentlich
ja

CfC: Die kritische Auseinandersetzung mit politischem Mainstream

Literatur und Staatsmacht im östlichen Europa

Veranstaltungstermin: 13.02.2026 (ca. 9-18 Uhr)

Veranstaltungsort/ Organisation: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Ernst-Abbe-Platz 8, SR 401

Abgabefrist für Abstracts: 25.11.2025

Kontakt: Mariia Siedelberg (✉ mariia.siedelberg@uni-jena.de) oder (✉marylutz333@gmail.com)

In Anbetracht einer zunehmenden Bedrohung der Freiheit künstlerischer und kultureller Räume stellt sich im Workshop die Frage, inwiefern literarische Texte politischen Widerstand leisten können. Dabei sollen Werke analysiert werden, die implizit oder explizit eine kritische Auseinandersetzung mit politischen Mainstream-Diskursen vornehmen. In diesem Rahmen wird der Fokus auf den osteuropäischen Kontext und dessen Literatur im Exil gerichtet.
Am Beispiel Russlands lässt sich erkennen, wie die Aktualisierung historischer Narrative zur Legitimierung staatlicher Macht genutzt wird und dabei verschiedene historische Epochen zusammengeführt werden, um im innenpolitischen Diskurs die Illusion einer Kontinuität von ‚Wahrheiten‘ zu schaffen. Auf diese Weise entstehen Verzerrungen bzw. Idealisierungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die das öffentliche Leben durchdringen. Die Literatur kann als differenzierendes Gegengewicht zu derartigen Prozessen betrachtet werden. Sie fungiert als Instrument zur Erfassung von Tendenzen ideologischer Mythenbildung und eröffnet gleichzeitig Perspektiven für die Erweiterung gesellschaftspolitischer Ansätze.
Ein konkretes Beispiel aus dem aktuellen russischsprachigen politischen Diskurs erscheint besonders aufschlussreich. Der hier etablierte Begriff "ausländischer Agent" (russ. inostrannyj agent) verweist auf die in diesem Kontext etablierte Dichotomie "eigen – fremd". Er zielt auf die Ausgrenzung kritisch ausgerichteter Reflexionen des diskursiven Zentrums ab. Anhand von literarischen Texten sollen die Mechanismen einer solchen Marginalisierung aus historisch-kultureller Perspektive analysiert werden. Es stellt sich außerdem die Frage, inwiefern Bezeichnungen wie "Dissident" in der Sowjetzeit oder andere stigmatisierende Begriffe in früheren Epochen auf ähnliche Weise funktionierten. Dabei soll untersucht werden, inwiefern die Literatur diese Begriffe nicht nur kritisch hinterfragt, sondern auch einer Neuinterpretation unterzieht und zum Ausgangspunkt ihres künstlerischen Selbstverständnisses macht.

Mariia A. Siedelberg

Zielsetzungen des Workshops

➢ Analyse der Darstellung und Kritik politischer Mainstream-Diskurse in literarischen Texten verschiedener Epochen (19.–21. Jahrhundert): Wie genau deckt Literatur offizielle Narrative auf, hinterfragt und dekonstruiert sie?
➢ Identifizierung und Klassifizierung bewährter künstlerischer Strategien des literarischen Widerstands: äsopische Sprache, Apophatik, Satire, Utopie/Dystopie, Dokumentarismus u.a., die zur Kritik des politischen Mainstreams und der Verfolgung ihrer historischen Transformation verwendet werden.
➢ Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Literatur und Politik: Wie beeinflussen institutionelle Beschränkungen wie Zensur, Literaturkritik und das Verbot bestimmter Themen die Formen und Möglichkeiten literarischen Ausdrucks?

Wir bitten um die Einreichung von deutsch- oder englischsprachigen Abstracts im Umfang von ca. 300 Wörtern bis zum 15.11.2025 an Mariia Siedelberg unter mariia.siedelberg@uni-jena.de oder marylutz333@gmail.com
Die Konferenz findet in hybrider Form statt; eine Online-Teilnahme ist möglich.