Praktische Ausgrabungstätigkeit

Forschung

Lokal und international vernetzt
Praktische Ausgrabungstätigkeit
Foto: Daniel Hofmann

Von der Steinzeit bis zum Mittelalter - Von Grönland bis zum Mittelmeer

Die Forschungen am Seminar decken eine vielfältige Bandbreite an Themen und untersuchten Regionen mit einem Schwerpunkt in Mitteldeutschland ab. Neben der archäologische Feldforschung bieten drittmittelgeförderte Forschungsprojekte mit internationalen Projektpartnern Gelegenheiten studentische Praxiserfahrung zu sammeln.

Aktuelle Projekte

Copteraufnahme vom Alten Gleisberg aus Richtung Süden
Alter Gleisberg
Seit 2004 wird der Alte Gleisberg in einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Institute für Ur- und Frühgeschichte, Geografie, Geologie und Geophysik der Friedrich-Schiller-Universität Jena untersucht

Forschungsprojekte Urgeschichte

  • Altpaläolithikum

    Bilzingsleben

    Die Steinrinne bei Bilzingsleben (Lkr. Sömmerda) in Nordthüringen ist seit fast 200 Jahren als fossilführende Fundstelle bekannt. Über drei Jahrzehnte führte Prof. Dr. Dietrich Mania hier Ausgrabungen durch. Das dadurch geborgene, umfangreiche Tier- und Pflanzenmaterial macht diese Lokalität zu einer der wichtigsten paläontologischen und klimageschichtlichen Referenzfundstellen für ein spät-mittelpleistozänes Interglazial in Europa. Nicht zuletzt wurden auf der Steinrinne auch Menschenknochen gefunden. Dies sind die ältesten menschlichen Fossilreste in Mitteldeutschland. Die Auswertung der ´Sammlung Bilzingsleben´ und der jüngsten Ausgrabungen auf der Steinrinne wird an der Universität Jena fortgesetzt.

    Mitarbeiter: Carmen Liebermann M.A. (2007-2009), Volker Neubeck M.A. (2008-2015), Peter Balthasar M.A. (2010-2011), Juliane Weiß (2011-2012), Clemens Bock (2013-2018), Johanna Jeschke (2021).

    Fördernde und mitwirkende Institutionen:

    • Universität Jena (seit 2003)
    • Deutsche Forschungsgemeinschaft (2007-2009; 2015-2016)
    • Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie Leipzig (seit 2014)
    • Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
  • Mittelpaläolithikum

    Weimar-Ehringsdorf

    Der Travertin von Ehringsdorf (Stadt Weimar) ist eine der wichtigsten paläontologischen und archäologischen Fundstellen aus der Zeit des Neandertalers. Der jahrhundertelange, zum Teil in kleinen Steinbrüchen erfolgte Abbau von Travertin und die über 100 Jahre zurückreichende, wissenschaftliche Erforschung der dadurch geschaffenen Aufschlüsse haben zu einem umfangreichen archäologischen Fundmaterial geführt, von dem etwa 10.000 Steinartefakte im Besitz des Thüringer Landesamts für Archäologie und Denkmalpflege sind. Seit 2013 wird dieser Bestand im Rahmen von studentischen Übungen systematisch mit einem Merkmalsystem sowie durch Zeichnungen erfasst. Ziel dieser Arbeit ist eine Gesamtvorlage der Funde im Bezug zu ihrer räumlichen und stratigraphischen Herkunft.

    Mitwirkende Institutionen: Thüringisches Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege (Dr. Tim Schüler)

  • Jungpaläolithikum

    Jung- und Spätpaläolithikum

    Thüringen ist eine der klassischen Forschungsregionen zum späten Jungpaläolithikum (Magdalénien) in Europa. Über studentische Praktika und akademische Abschlussarbeiten werden die in Sammlungen und Magazinen mitteldeutscher Museen befindlichen Fundkomplexe aufgearbeitet. Im Einzelnen handelt es sich um:

    • Ahlendorf (Magisterarbeit P. Balthasar)
    • Altendorf (Grabung TLDA 2015)
    • Bad Sulza-Krähenhütte (studentische Übung)
    • Döbritz-Hochfläche (B.A.-Arbeit E. Osterkamp, Ausgrabung 2008 mit S. Pfeifer)
    • Eckfelsen (Ausgrabungen 2017-2018, mit C. Bock)
    • Etzdorf (studentische Übung)
    • Garsitz-Bärenkeller (mit W. Müller, S. Pfeifer, T. Schüler)
    • Gera-Pfortener Berg (M.A.-Arbeit J.  Jeschke)
    • Gleina (studentische Übung, BA-Arbeit J. Jeschke)
    • Gorsleben (studentische Übung)
    • Großpürschütz (B.A.-Arbeit R. Roa Romero)
    • Hartmannsdorf (studentische Übung)
    • Hummelshain (B.A.-Arbeit J. Weiß)
    • Jena-An der Hohen Saale (Jahresarbeit D. Vökler)
    • Kahla-Löbschütz (studentische Übung, Jahresarbeiten P. Balthasar, S. Friedow und N. Gießmann)
    • Kniegrotte (B.A.-Arbeit S. Bodenschatz; studentische Übung)
    • Maua (B.A.-Arbeit I. Bergmann)
    • Oberthau (M.A.-Arbeit H. Ansorg)
    • Ölknitz-Grabung 1932 (studentische Übung, B.A.-Arbeiten C. Bock und V. Haburaj, Magisterarbeit S. Friedow)
    • Pötewitz (studentische Übung)
    • Rehmen (studentische Übung)
    • Renthendorf (studentische Übung)
    • Rothenstein-Kuhberg (Jahresarbeit L. Hemmann)
    • Saaleck (studentische Übung)
    • Schkauditz (studentische Übung)
    • Sankt Gangloff (studentische Übung)
    • Teufelsbrücke (studentische Übung, mit Dr. W. Müller)
    • Trockhausen (studentische Übung)
    • Weißenborn (studentische Übung)

    Mitwirkende: Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Deutsche Forschungsgemeinschaft (Archäozoologische Untersuchung der Tierknochen aus der Teufelsbrücke (2019-2021) durch Dr. Müller, Univ. Neuchâtel).

  • Jungpaläolithikum in Südarabien
    Das Foto zeigt das südliche Ende des Jebel Buhais mit der Fundstelle Buhais Rockshelter im Zentrum des Bildes und das Hajar Gebirge im Hintergrund
    Das Foto zeigt das südliche Ende des Jebel Buhais mit der Fundstelle Buhais Rockshelter im Zentrum des Bildes und das Hajar Gebirge im Hintergrund
    Foto: Sharjah Archaeology Authority

    Das Jungpaläolithikum in Südostarabien – Eine Fallstudie an der Fundstelle Buhais Rockshelter, Vereinigte Arabische Emirate

    DFG-Projekt 2022-2025

    Projektkoordination/-leitung: Dr Knut Bretzke

    Kooperationspartner: Dr. Sabah Jasim (Sharjah Archaeology Authority), Prof. Nicholas Conard (Uni Tübingen), Prof. Adrian Parker (Oxford Brookes University), Prof. Frank Preusser (Uni Freiburg), Prof. Roland Zech (Uni Jena)

    Kontakt: Dr. Knut Bretzke

    zur Projektseite

  • Mesolithikum

    Mesolithikum

    Der Kenntnisstand zur Mittelsteinzeit in Thüringen ist nicht mit dem anderer Regionen in Deutschland zu vergleichen. Deswegen werden über studentische Praktika und akademische Abschlussarbeiten Fundkomplexe aus der Sammlung des Bereichs für Ur- und Frühgeschichte und dem Thüringischen Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege aufgearbeitet. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Fundkomplexe:

    • Burgk (Ausgrabung 2016)
    • Drackendorf (M.A.-Arbeit R. Rao Romero)
    • Hohenfelden (M.A.-Arbeit C. Bock)
    • Kranichfeld (M.A.-Arbeit C. Bock)
    • Marolterode (Magisterarbeit S. Pfeifer)
    • Renthendorf (studentische Übung)
    • Seit 2015 erfolgt eine systematische Aufarbeitung im Rahmen einer Promotion durch C. Bock.

    Mitwirkende Institutionen: Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege

  • Arktische Archäologie

    Arktische Archäologie

    Westgrönland wird seit Mitte des 3. vorchristlichen Jahrtausends von Menschen bewohnt, die vor allem marine Ressourcen nutzten: von Menschen der Saqqaq- (2600-1000 BC) und Dorset-Kultur (1000-100 BC), den Wikingern (AD 1000-1400), den Menschen der Thule-Kultur (AD 1300-1700) und der historischen Zeit. Die im westgrönländischen Inland durchgeführten Forschungen befassen sich mit der Nutzung von Felsüberhängen und Höhlen (1999-2002), der Osteometrie von Karibus (2003), der Nutzung von Speckstein (2005-2007), der Taphonomie von Geweihen (2009-2010), der Karibujagd im Tiefland (2009-2012), in der alpinen Region (2014-2016) und auf der Nuussuaq-Halbinsel (2019-2023).

    Fördernde und mitwirkende Institutionen:

    • Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), 2005-2007, 2009-2012, 2014-2016, 2019-2023.
    • Grönländisches Nationalmuseum, Dänisches Nationalmuseum
  • Silexrohmaterial

    Silexrohmaterial

    In den verschiedenen Perioden des Paläo- und Mesolithikums wurden unterschiedliche kieselsäurehaltige Gesteine zur Herstellung von Steinartefakten genutzt. In Thüringen sind dies u.a. Porphyre und Porphyrite, Quarzite, Buntsandsteinkarneol, Keuper- und Muschelkalkhornstein, Kreidefeuerstein oder Hornfels. Zur Beurteilung der Rohmaterialien in den bearbeiteten, steinzeitlichen Fundinventaren wird deshalb durch Geländebegehungen eine Silexvergleichssammlung angelegt und ausgebaut.

  • Grubgrabien-Epigravettien-Magdalenien

    Grubgrabian - Epigravettian - Magdalenian. Characterization of the late Upper Palaeolithic in eastern Central Europe (c. 23.000-14.000 calBP) based on the osseous tools

    Laufzeit: seit 2021

    The development, chronology and diversity of the late Upper Palaeolithic in Eastern Central Europe will be investigated using the osseous tools. These artifacts, especially projectiles, have been shown to have great potential for the characterization of archaeostratigraphic units and their spatial and temporal structure. A growing number of archaeological sites in Austria, Poland and Czech Republic dated older than 15,800 calBP indicate human presence in the region already before the Late Magdalenian. Both the direction of the resettlement after the LGM (uni- or bidirectional?) as well as the classification of the archaeostratigraphic units (Epigravettien and/or Magdalénien?) are controversially discussed. The osseous assemblages of the reference sites Kammern-Grubgraben (Austria), Maszycka (Poland), Molodova V (Ukraine) and Cosăuţi (Republic of Moldova) are therefore examined focusing on typology and chaîne opératoire and compared with Western European inventories in order to discuss the role of the eastern Badegoulian / Grubgrabian and the Epigravettian as substrates for a possible regional origin of the Magdalénien sensu lato in Eastern Central Europe. New AMS measurements on selected organic artefacts should provide reliable dating approaches.

    Kooperationspartner: Dr. Andreas Maier (Universität zu Köln), Prof. Dr. Marta 
    Połtowicz-Bobak (Universität Rzeszów) und Dr. Petr Neruda (Moravské 
    Zemské Muzeum)

    Mehr Infos: https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/442218485Externer Link

  • Erfolg, Grenzen und Misserfolg von Subsistenzstrategien im östlichen Mitteleuropa während des frühen Gravettien und des Letzten Glazialen Maximums

    Success, limits and failure of subsistence strategies in eastern Central Europe during the early Gravettian and the Last Glacial Maximum

    Laufzeit: seit 2021

    The Last Glacial Maximum (LGM, ca. 24,000-19,000 cal BP) was, in  contrast to the common notion, a period of relative climatic stability and reinvigoration of the human population. It was during the preceding period of the Late Gravettian (ca. 29,000-25,000 cal BP) that climatic conditions were the harshest of the entire Upper Paleolithic and hunter-gatherer communities in northern latitudes were faced with considerable subsistence stress. The project focusses on a site cluster in Austria, Moravia and southern Poland. Although sparsely populated, this area did not experience a breakdown of its regional population in contrast to other areas north of 50°N during this climatic deterioration. The questions thus arise as to what made this region special and which adaptive strategies were developed by its inhabitants. In order to address these questions, we compare the environmental and archaeological situation of the LGM with the one of  the Early Gravettian, a period of cultural prosperity and comparatively favorable climatic conditions. We combine archaeological analysis (e.g. of lithic and organic tools), osteoarchaeological information and sedimentological and paleoenvironmental data (geochemistry, stable isotopes, mollusks, etc.). An innovative aspect of this project is the close entanglement of archaeological and on-site paleoenvironmental analyses for one of the key regions of the LGM in Central Europe in a diachronic perspective. Special attention will be given to the following questions: What are the environmental differences between the early Gravettian and the LGM and how did changes in temperature and humidity affect prey species? What are the 
    specific adaptations of the LGM hunter-gatherers in comparison with those of the early Gravettian? This interdisciplinary approach will allow a deeper understanding of human population dynamics and adaptive strategies of hunter-gatherers.

    Dr. Sebastan Pfeifer seit 2019 Kooperationspartner

    Mehr Infos: https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/424736737Externer Link

  • Abgeschlossene Projekte

    Neubeurteilung der lithischen und organischen Inventare der magdalénienzeitlichen Station Petersfels, Baden-Württemberg

    abgeschlossen

    Dr. Sebastian Pfeifer; Kooperation mit Dr. A. Maier (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Ur- und Frühgeschichte)

    Werkstoff - Waffe - Beute
    Vergleichende Analyse der organischen Projektiltechnologie des Magdalénien in Mitteleuropa

    Laufzeit: 2016-2019

    Inhalt des Forschungsprojekts ist eine zusammenfassende Studie zur organischen Projektiltechnologie des mitteleuropäischen Magdalénien (c. 16.000-12.000 yrs BP). Das Arbeitsgebiet umfasst Deutschland, die Schweiz, Österreich, Polen und die Tschechische Republik. Grundlage ist ein detaillierter Katalog, der die metrischen und formalen Daten der Geschossspitzen, Widerhakenspitzen, baguettes demi-rondes und Vorschäfte von über 70 unterschiedlichen Stationen standardisiert erfasst. Deren Auswertung mit quantitativen Verfahren ermöglicht es, typologische Varianz, chronologische Entwicklung, Artefaktbiografien und funktionale Spektren für diese wichtige Fundgattung objektiv darzustellen und zu diskutieren. Zur weiteren Klärung der speziellen strukturellen und mechanischen Eigenschaften organischer Rohmaterialien werden neue materialwissenschaftliche Analysen an Mammut- und Elefantenelfenbein durchgeführt. Indem auch ethnoarchäologische Analogien, experimentalarchäologische Studien und archäozoologische Befunde mit einbezogen werden, ist die Erörterung des Beziehungsgeflechts zwischen verwendetem Werkstoff, Waffendesign und der Jagdbeute für das späte Jungpaläolithikum möglich.

    Leitung: Dr. Sebastian Pfeifer
    Kontakt: Sebastian.pfeifer@uni-jena.de

    Förderung und Kooperationspartner:

    • Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): 2016-2019
    • Dr. A. Maier (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Ur- und Frühgeschichte)
    • Prof. Dr. F. A. Müller (FSU Jena - Otto-Schott-Institut für Materialforschung - OSIM).
    • Dr. D. Leesch & Dr. W. Müller (Université de Neuchâtel, Institut d'archéologie)

    Rentiergeweihe

    Laufzeit: 2009-2011

    Urgeschichtler, die alt- und mittelsteinzeitliche Fundstellen ausgraben, müssen beweisen, ob die darin vorkommenden Tierknochen durch menschliches Tun oder natürliche Prozesse zur Ablagerung kamen. Großes Interesse besteht in der Archäologie daher an aktualistischen Untersuchungen zur Taphonomie von Tierresten unter natürlichen Bedingungen. Eine spezielle Untersuchung der Jenaer Urgeschichte widmet sich der Taphonomie der Rentiergeweihe in Westgrönland.

    Mitarbeiter: Sebastian Pfeiffer M.A. (sebastian.pfeiffer@uni-jena.de)

    Fördernde und mitwirkende Institutionen: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), 2009 - 2011

    Spätpaläolithikum und Mesolithikum in Nordbayern

    Die Erforschung von Spätpaläolithikum und Mesolithikum in Nordbayern beginnt vor über 100 Jahren und hat zu einer Fülle an Publikationen geführt. Da die Erfassung von Funden und Fundstellen dieses Abschnitts der Urgeschichte fast ausschließlich außerhalb von Universitäten und Bodendenkmalpflege durchgeführt wurde, ist der heute zugängliche Quellenbestand unübersichtlich und heterogen. Ziel des Projekts ist die Erfassung und Wertung aller Publikationen zum Spätpaläolithikum und Mesolithikum in Nordbayern (Regierungsbezirke Oberpfalz, Unter-, Mittel- und Oberfranken des heutigen Freistaats Bayern) und die Formulierung des sich daraus ergebenden Forschungsstandes und -potentials.

    Mitwirkende: M. Beck. M.A., S. Beckert, S. Feldmann M.A., B. Kaulich M.A. (alle: Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. C. Pasda (Universität Jena)

    Osteologische Alters- und Geschlechtsbestimmung & Osteometrie der Sisimiut-Rentierpopulation

    Laufzeit: 1999-2005

    Im Inland Westgrönlands finden sich zahlreiche Kadaver, Skelette, Teilskelette und Einzelknochen von in den letzten Jahrzehnten unter natürlichen Umständen gestorbenen Rentieren. Diese Überreste gehören einer Population an, die Ziel jüngerer wildbiologischer Untersuchungen ist. Zwischen 1999 und 2003 wurden hier insgesamt 284 alters- und geschlechtsbestimmte Rentierindividuen mit zusammen 2571 vermessenen Skelettteilen  osteometrisch und osteologisch dokumentiert (Epiphysenzustand des Skeletts, Zahnstatus, Längen- und Breitenwachstum der Skelettteile, Fell- und Geweihzustände, Geschlecht, Position im Gelände). Hauptziel der archäozoologischen Untersuchung ist das Herausarbeiten des Zusammenhangs zwischen Knochendimensionen, Alter und Geschlecht von Einzeltieren einer Rentierpopulation. Neben der Ermittlung des exakten biologischen Alters der dokumentierten Rentiere anhand von Zahndünnschliffen, die von den dänischen Kooperationspartnern durchgeführt werden, ist eine röntgenologische Untersuchung der Unterkiefer geplant. Anwendbar sind die gewonnenen Ergebnisse für archäologische und wildbiologische Forschungen.

    Projektleitung: Dr. Kerstin Pasda (Jena)
    Mitwirkende: Dr. Peter Aastrup (National Environmental Research Institute, Roskilde/DK)

    Fördernde und mitwirkende Institutionen:

    • National Environmental Research Institute - Departement of Arctic Environment (Roskilde, DK)
    • Zoologisches Museum der Universität Kopenhagen, DK)
    • SILA/Greenland Research Center/National Museum (Kopenhagen/DK)
    • Deutsche Forschungsgemeinschaft (Förderung 2003-2005)

    Menschliche Höhlen- und Abrinutzung in Westgrönland

    Laufzeit: 1999-2004

    Von 1999-2002 wurde im Inland von Zentral-Westgrönland die Höhlen- und Abrinutzung historischer Wildbeuter der Arktis untersucht. Dabei wurden die archäologischen Hinterlassenschaften der wenige Jahrzehnte bis mehrere Jahrhunderte zurückliegenden Aufenthalte grönländischer Rentierjäger unter Felsüberhängen und an Felsblöcken dokumentiert. Diese Arbeiten waren 2001-02 in ein Projekt von SILA/The Greenland Research Center am Dänischen Nationalmuseum integriert, das die Inlandnutzung in ihrer zeitlichen und räumlichen Tiefe untersuchte.

    Die Auswertung der am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführten Arbeiten zeigten:

    • eine große Variabilität in der Nutzungsweise von Felsüberhängen und Felsen,
    • den Zusammenhang zwischen ethnographisch beschriebener Abrinutzung und deren materieller, archäologischer Konsequenzen,
    • die gleiche Strukturierung und Wahrnehmung von Freilandlokalitäten und Felsüberhängen bei der Nutzung als Schlaf- und Rastplatz,
    • die geringe Beeinflussung der Funktion von Höhlen und Felsüberhängen trotz mittel- und langfristiger Änderungen der Muster menschlicher Inlandnutzung,
    • das Aussehen von natürlichen Störungen unter Felsüberhängen sowie
    • die taphonomischen Prozesse, die das Vorhandensein von Tierknochen beeinflussen.

    Die Arbeiten wurden durch Sachbeihilfen der DFG gefördert und im Frühjahr 2004 an der Universität Jena abschlossen.

    Projektleitung: Prof. Dr. Clemens Pasda (Universität Jena)
    MitarbeiterInnen: Kerstin Pasda M.A.

    Fördernde und mitwirkende Institutionen:

    • SILA - The Greenland Research Center (Danish National Museum/Copenhagen)
    • Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen-Nürnbert
    • Deutsche Forschungsgemeinschaft

    Kleinlieskow 120

    Im Vorfeld des Braunkohletagebaus Cottbus-Nord wurden 1997 durch das Brandenburgische Landesamt für Archäologie auf 360m² materielle Hinterlassenschaften eines rückenspitzenführenden Spätpaläolithikums ausgegraben. Dieser als ´Kleinlieskow 120 ´ bezeichnete Fundplatz zeichnet sich durch einen dünnen, auf eine schwache Bodenbildung beschränkten archäologischen Horizont aus, sowie durch drei räumlich getrennte Steinartefaktkonzentrationen, zum Teil mit als Feuerstelle gedeuteten evidenten Strukturen. Natürliche Verlagerungen der Funde lassen sich nicht feststellen. Damit lagen ideale Bedingungen vor, über Steinartefakte die interne Dynamik der sozialen Welt spätestpleistozäner Menschen zu erfassen.

    Mitarbeiter: Volker Neubeck M.A.

    Fördernde und mitwirkende Institutionen:

    • Universität Erlangen-Nürnberg (1998-2003)
    • Universität Jena (2003-2009)
    • Deutsche Forschungsgemeinschaft (2010-2012)

Forschungsprojekte Vor- und Frühgeschichte

  • Mühlen Eichsen - ein eisenzeitliches Brandgräberfeld

    Forschungprojekt Mühlen Eichsen

    Das Brandgräberfeld der vorrömischen Eisenzeit, mit wenigen Bestattungen der älteren Römischen Kaiserzeit von Mühlen Eichsen (etwa 600 v.Chr. bis 100 n.Chr.) liegt nordwestlich von Schwerin. Mit seinen ca. 5000 bestatteten Individuen ist es eines der bedeutendsten Gräberfelder im Kerngebiet der Jastorfkultur.

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt, wird es seit 1994 vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern in Zusammenarbeit mit dem Bereich für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena kontinuierlich untersucht. Im Vordergrund der archäologischen Untersuchungen stehen Aussagen zum Bestattungsritus und Grabbau, zur sozialen Differenzierung der Bestatteten innerhalb des Gräberfeldkomplexes, zur Demographie, Chronologie, damaligen Umwelt und zur Anlage der Nekropole und deren Belegungskontinuität im Kontext der im Umfeld bestehenden Siedlungen.

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  • Alter Gleisberg - vorgeschichtliche Höhensiedlung in Mitteldeutschland

    Forschungsprojekt Alter Gleisberg

    Der Alte Gleisberg liegt im Saale-Holzland-Kreis etwa 10 km nordöstlich vom Stadtzentrum Jena im namengebenden Gleisetal, einem Seitental der Saale. Er ist ein weithin sichtbarer 350 m hoher Inselberg, der etwa 200 m über dem umliegenden Talboden aufragt und schon durch seine Lage in der Vor- und Frühgeschichte als Höhensiedlung prädestiniert war. Seit 2004 wird der Alte Gleisberg in einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Institute für Ur- und Frühgeschichte, Geografie, Geologie und Geophysik der Friedrich-Schiller-Universität Jena untersucht.

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  • Kuckenburg "Kranzberg"

    Forschungsprojekt Kuckenburg "Kranzberg"

    Seit 2005 ist die Fundstelle Kuckenburg (Saalekreis) Gegenstand eines interdisziplinären Forschungsprojektes am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Jena. In enger interdisziplinärer Kooperation mit einer Vielzahl an Forschungspartnern wird die Fundstelle aus archäologischer, anthropologischer, genetischer, bodenkundlicher, archäobotanischer, archäozoologischer und geophysikalischer Perspektive untersucht.

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  • Weiße Elster
    Mit elektrischer Widerstandstomographie können im Untergrund verborgene Sedimentstrukturen sichtbar gemacht werden. Mit elektrischer Widerstandstomographie können im Untergrund verborgene Sedimentstrukturen sichtbar gemacht werden.
    Mit elektrischer Widerstandstomographie können im Untergrund verborgene Sedimentstrukturen sichtbar gemacht werden. Mit elektrischer Widerstandstomographie können im Untergrund verborgene Sedimentstrukturen sichtbar gemacht werden.
    Foto: Mathias Ulrich/Universität Leipzig

    Forschungsprojekt Weiße Elster

    Das DFG-Projekt "Auswirkungen von Rapid Climate Changes und menschlicher Aktivität auf die holozäne hydro-sedimentäre Dynamik Mitteleuropas (Modellregion lössbedecktes Weiße Elster-Einzugsgebiet)" ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das 2017 begonnen hat. Die Weiße Elster-Modellregion repräsentiert ein lössbedecktes Einzugsgebiet unter subkontinentalem Klima in Mitteleuropa. Das Einzugsgebiet zeigt eine ausgesprochen hohe fluvial-geomorphologische Sensitivität gegenüber abrupten hydroklimatischen Wechseln während des Holozäns. Dies wird angezeigt durch gleich mehrfach belegte, horizontale Sediment-Boden-Abfolgen innerhalb der Auenstratigraphie.

    Wir postulieren, dass die Auen der Weißen Elster ein außergewöhnlich hohes Potential für die Archivierung globaler Rapid Climate Change-Ereignisse (RCCs) besitzen. Erstmalig hat diese Studie zum Ziel, über die chronostratigraphische Rekonstruktion eines Auenarchivs den Einfluss globaler Rapid Climate Changes auf die hydro-sedimentäre Dynamik Mitteleuropas zu belegen. Das fundierte Sedimentaltersmodell wird vor allem auf neuen OSL-Daten beruhen. Die Alter horizontal abgelagerter Hochflutlehme mit eingebetteteten Auenböden werden systematisch verglichen mit bekannten Rapid-Climate-Change-Ereignissen, welche eine Dauer von mehreren Jahrhunderten aufweisen.

    Unser Ziel ist die Überprüfung einer möglichen Kopplung holozäner Auenstratigraphien in Mitteleuropa mit Rapid Climate Change-Ereignissen. Innerhalb des lössbedeckten Weiße Elster-Einzugsgebiets nutzen wir die chronostratigraphische Aufnahme von Kolluvienabfolgen als potentielle Parameter für den menschlichen Einfluss auf die holozäne Landschaftsdynamik.

    Wir beabsichtigen die Kolluvien- und Auenabfolgen über Verzahnungsbereiche am Auenrand systematisch stratigraphisch zu koppeln, um mögliche geomorphologische Schwellenwerte und Sedimentkaskaden besser nachweisen zu können. Im Weiße Elster-Einzugsgebiet planen wir erstmalig eine diachrone Rekonstruktion der Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte von der frühen Jungsteinzeit bis ins Hochmittelalter basierend auf der Zusammenstellung aller publizierten archäologischen und historischen Daten sowie Grabugnsberichten und GIS-Datensätzen der archäologischen Landesämter in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Für ausgewählte Teileinzugsgebiete werden alle verfügbaren Daten zur Landnutzung aus den archäologischen und historischen Archiven systematisch dokumentiert, vertieft analysiert und hinsichtlich ihrer Altersstellung ggf. korrigiert. Die Bewertung der Landnutzungsintensität erfolgt hierbei über einen semiquantitativen Ansatz. Die Kopplung archäologischer und historischer Daten mit kolluvialen und fluvialen Chronostratigraphien dient der Bewertung diachroner Zusammenhänge zwischen Landnutzungsintensitäten und holozäner Sedimentumlagerung. Abschließend vergleichen wir zeitlich und semiquantitativ Rapid Climate Change-Ereignisse mit Landnutzungsintensitäten und holozänen hydrosedimentären Daten aus dem Einzugsgebiet der Weißen Elster. Ziel ist die Herausarbeitung der Vulnerabilität und möglicher Schwellenwerte des hydrsedimentären Systems der Weißen Elster-Modellregion gegenüber Klima- und Landnutzungsänderungen in sensiblen, lössbedeckten Landschaften Mitteleuropas.

    Kontakt: Prof. Dr. Peter Ettel (p.ettel@uni-jena.de); PD Dr. Lukas WertherExterner Link (lukas.werther@uni-jena.de)

    Fördernde und mitwirkende Institutionen:

    • Deutsche Forschungsgemeinschaft, Förderperiode 2017-2020
    • Historisches Institut der FSU Jena (P. Fütterer)
    • Professur für Physische Geographie der Universität Leipzig (Ch. Zielhofer, H. von Suchodoletz)
    • Professur für Ur- und Frühgeschichte der Universität Leipzig (U. Veit)
    • Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig (U. Werban)
    • Freistaat Thüringen - Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
    • Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Museum für Vorgeschichte
    • Landesamt für Archäologie Sachsen
  • Fossa Carolina

    Forschungsprojekt Fossa Carolina - SPP 1630

    Bei der Ortschaft Graben (Mittelfranken) haben sich die Reste der Fossa Carolina erhalten. Der Kanal wurde 793 auf Initiative Karls des Großen zur Überwindung der europäischen Hauptwasserscheide zwischen Donau und Rhein errichtet. Er zählt zu den bedeutendsten wasserbaulichen Großprojekten des Frühmittelalters und bildet bis in die Neuzeit den einzigen Versuch, die Hafennetzwerke des Donau- und Rheinsystems auf schiffbarem Wege zu verbinden.

    Ziel unseres interdisziplinären Projektes im Schwerpunktprogramm 1630 der DFGExterner Link ist es, den Karlsgraben auf unterschiedlichen Analyseebenen als Knotenpunkt der wassergestützten Verkehrssysteme zu analysieren. Dazu werden der Kanal, die zugehörigen Häfen an Altmühl und Rezat, ihr Siedlungsumfeld sowie ihre Umweltbedingungen mithilfe archäologisch-historischer, geoarchäologischer und geophysikalischer Methoden diachron untersucht. Auf regionaler und überregionaler Ebene wird eine vergleichende Analyse des Karlsgrabens mit anderen bedeutenden Schnittstellen der Hafennetzwerke beiderseits der europäischen Hauptwasserscheide umgesetzt. Struktur und Wandel der Rhein- Donau-Passage werden dazu den Übergängen zwischen Saône, Seine, Mosel und Rhein gegenübergestellt. Auf dieser Basis wird abschließend das Netzwerk der Binnenhäfen aus dem Fokus der Wasserscheiden als epochenübergreifend stabiler Zwangspunkt analysiert.

    Mehr erfahren
  • Binnenhäfen in Zentraleuropa

    Forschungsprojekt Studien zu den Binnenhäfen in Zentraleuropa als Knotenpunkte europäischer Kommunikationsnetzwerke - SPP 1630

    Laufzeit: 2012-2021

    Der jahrzehntelangen Forschungstradition an nordeuropäischen Seehandelsplätzen steht eine weitgehende Vernachlässigung der Binnenschifffahrt gegenüber, obwohl Schriftquellen ihre Bedeutung beispielsweise für die Königsherrschaft und die Versorgung großer Klöster klar herausstellen. Ein Desiderat stellt insbesondere die Untersuchung von Binnenhäfen als Schnittstellen der Verkehrs- und Kommunikationsnetzwerke zwischen Land und Wasser dar. Dieser Thematik widmete sich das Teilprojekt „Studien zu den Binnenhäfen in Zentraleuropa als Knotenpunkte europäischer Kommunikationsnetzwerke“ (500-1250) im Rahmen des Schwerpunktprogrammes 1630 "Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter. Zur Archäologie und Geschichte regionaler und überregionaler Verkehrssysteme"Externer Link.

    Bereich Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie (Ansprechpartner: Prof. Dr. Peter Ettel) in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit dem Historischen Institut der Friedrich‑Schiller-Universität Jena (Ansprechpartner: Prof. Dr. Achim Hack)

    Im Projekt entstandene Doktorarbeiten (Betreuer Prof. P. Ettel):

    • Andreas Wunschel, Von Karlburg nach Salz - Interdisziplinäre Studien zu den Wasserwegen Mittelmain und Fränkische Saale im Früh- und Hochmittelalter. 2018 abgeschlossen (Druck in Vorbereitung).
    • Doris Wollenberg, Studien zu den Binnenhäfen in Zentraleuropa als Knotenpunkte europäischer Kommunikationsnetzwerke. 2021 abgeschlossen (Druck in Vorbereitung).
    • Iris Nießen, Donau - Ufer - Regensburg. Genese einer Ufersiedlung zum mittelalterlichen Stadtquartier. Die Ausgrabungen am Regensburger Donaumarkt / „Museum der Bayerischen Geschichte“ 2009-10 und 2012-15. 2021 abgeschlossen (Druck in Vorbereitung).
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  • Pfalz Salz

    Forschungsprojekt Königspfalz Salz

    Wo sich heute die Stadt Bad Neustadt sowie die Gemeinden Salz, Niederlauer und Hohenroth befinden, lag zwischen dem Ende des 8. Jahrhunderts und dem Jahr 1000 das Kerngebiet der Pfalz Salz. In der Zusammenschau der bislang bekannten archäologischen Fundplätze und der Schriftquellen des 8. - 11. Jahrhunderts lässt sich der aus dem fiscus Salz entstehende Pfalzkomplex als vielteiliges, ortsübergreifendes Gesamtgefüge rekonstruieren.

    Seit 2009 finden im Neustädter Becken (Unterfranken, Rhön-Grabfeld) Untersuchungen der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt, deren Ergebnisse bislang in drei Promotionen und einer Bachelorarbeit bis Mitte 2018 aufgearbeitet wurden (vgl. die Projektbeschreibungen "Reiterkrieger - Burgenbauer", "Binnenhäfen - Karlburg" und "Veitsberg"). Nach Abschluss dieser ersten Projektphase wird neben weiterführenden Forschungen nun an einer musealen Präsentation der Ergebnisse in Bad Neustadt gearbeitet (vgl. http://www.pfalz-salz.de/aktuellesExterner Link). Unterstützt und gefördert wird das Projekt wie schon zuvor durch die Stadt Bad Neustadt a.d. Saale und die Gemeinden Salz und Hohenroth.

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  • Karlburg - ein mittelalterlicher Zentralort am Main (Bayern)
    Idealrekonstruktion der Karlburger Talsiedlung mit angebundenem Hafenbereich
    Idealrekonstruktion der Karlburger Talsiedlung mit angebundenem Hafenbereich
    Foto: Ausstellung „Eine Welt in Bewegung“

    Forschungsprojekt Karlburg - ein mittelalterlicher Zentralort am Main (Bayern)

    Mit den Ausgrabungen der 1970 und 1990er Jahre in Karlburg war es erstmals in Unterfranken möglich, Strukturelemente eines Königshofes zumindest zum Teil archäologisch zu erfassen. Hier existierte ein Komplex von Höhenburg, Talsiedlung und Kloster. Die Siedlung gewährleistete die Versorgung der politisch bedeutenden Burg, die im Gegenzug dem Marienkloster und der Siedlung Schutz bot. Die ungewöhnlich große Talsiedlung zeigt eine kontinuierliche Besiedlung vom ausgehenden 6. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. In ihr bestanden ein Kloster, Hafenanlagen, ein handwerklich-gewerblich genutztes Areal mit Grubenhäusern im östlichen Teil und ein Bereich mit ebenerdiger Pfostenbebauung als Wohnhäuser oder Ställe bzw. Scheunen westlich davon. Es handelte sich um einen überregional bedeutenden Zentralort bzw. Handels- und Umschlagsplatz, der durchaus Vergleiche mit frühstädtischen Anlagen bzw. Entwicklungen im frühmittelalterlichen Ostseebereich, bei westfränkischen Klöstern oder karolingisch-ottonischen Königshöfen und Pfalzen zuläßt.

    Als durch den geplanten Bau einer Umgehungsstrasse mit neuer Mainbrücke weitere Rettungsgrabungen im Südbereich der Siedlung notwendig wurden, waren neben Mitarbeitern des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Dienststelle Würzburg, und zahlreichen freiwilligen Helfern auch jeweils 10 Studierende aus Jena im September 2002 und März 2003 an den Untersuchungen beteiligt.

    Aktuellste Forschungen zum Wasserweg Mittelmain sowie zum möglichen Hafenstandort in der Karlburger Talsiedlung fanden im Rahmen des DFG-geförderten SPP 1630 "Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter" statt.

    Vgl. hierzu auch die Informationen auf den Webseiten der Stadt KarlstadtExterner Link sowie die Artikel in Wikipedia, der freien Enzyklopädie, zur KarlsburgExterner Link und der Talsiedlung KarlburgExterner Link.

    Projektleitung: Prof. Dr. Peter Ettel
    MitarbeiterInnen: Prof. Dr. Klaus Kerth, (Lehrstuhl für Zell- und Entwicklungsbiologie der Uni WürzburgExterner Link), Prof. Dr. Hansjörg Küster (Institut für Geobotanik der Universität HannoverExterner Link), Prof. Dr. Barbara Sponholz (Institut für Geographie der Universität WürzburgExterner Link), Roman Grabolle (GWZO der Universität Leipzig), Bettina Klare, M.A. (Jena), Ralf Obst, M.A. (Karlstadt)
    Laufzeit: seit 2002
    Kontakt: p.ettel@uni-jena.de

    Fördernde und mitwirkende Institutionen:

    Bayerisches Landesamt für DenkmalpflegeExterner Link, Dienststelle Würzburg
    Stadt KarlstadtExterner Link
    Historischer Verein Karlstadt e.V.Externer Link

    Publikationen

    2017

    P. Ettel, L. Werther, A. Wunschel, D. Wollenberg, I. Nießen, Mittelalterliche Binnenhäfen - Knotenpunkte europäischer Netzwerke. AiD H. 4, 2017, 32-33.Externer Link

    P. Ettel, Karlburg - ein Zentralort der fränkischen Expansion. In: M. Klein-Pfeuffer, M. Mergenthaler (Hrsg.), Frühe Maingeschichte - Archäologie am Fluss (Berlin 2017) 198-215.

    2015

    P. Ettel, M. Hein, S. Linzen, C.-B. Roettig, M. Schneider, L. Werther, A. Wunschel, Hafen oder Landeplatz - (geo-)archäologisce Prospektion an den früh- und hochmittelalterlichen Zentralorten Karlburg und Salz. Arch. Jahr Bayern 2014, 101-103.

    P. Ettel, M. Hein, S. Linzen, C.-B. Roettig, M. Schneider, L. Werther, A. Wunschel, Hafen oder Landeplatz? - Untersuchungen zu Einrichtungen der früh- und hochmittelalterlichen Binnenschifffahrt ausgehend von den Fallbeispielen Karlburg und Salz in Unterfranken. In: Th. Schmidts, M. M. Vucetic (Hrsg.), Häfen im 1. Millenium AD. Bauliche Konzepte, herrschaftliche und religiöse Einflüsse. RGZM Tagungen 22 (Mainz 2015) 203-228.

    2014

    P. Ettel, A. Wunschel, Die frühmittelalterlichen Zentren Würzburg und Karlburg am Main. In: P. Ettel/F. Daim, S. Berg-Hobohm, L. Werther, C. Zielhofer, Großbaustelle 793. Das Kanalprojekt Karls des Großen zwischen Rhein und Donau. Mosaiksteine. Forschungen am Römisch-Germanischen Zentralmuseum 11 (Mainz 2014) 73-74.

    2013

    P. Ettel, Frankish and Slavic Fortifications and Castles in Germany in the Time between the 7-10/11 Centuries. London, Tagung Nov. 200. In: J. Baker, S. Brookes, A. Reynolds (Hrsg.), Landscapes of Defence in Early Medieval Europe. Studies in the early middle Ages 28 (Turnhout 2013) 261-284.

    2011

    P. Ettel, Der frühmittelalterliche Zentralort Karlburg am Main mit Königshof, Marienkloster und zwei Burgen in karolingisch-ottonischer Zeit. In: J. Macháček/ S. Ungermann (Hrsg.), Früheschichtliche Zentralorte in Mitteleuropa. Studien zur Archäologie Europas 14 (Bonn 2011) 459-478.

    P. Ettel, Der Main als Kommunikations- und Handelsweg im Frühmittelalter - Fossa Carolina, Burgen, Königshöfe und der überregionale Handelsplatz Karlburg. In: Flüsse als Kommunikations- und Handelswege. Marschenratskolloquium 2009. Siedlungs- und Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 34 (Rahden/Westf. 2011) 201-226.

    P. Ettel/  K. Kerth/ R. Obst, Aspekte, Ergebnisse und Perspektiven aktueller Forschung im frühmittelalterlichen Zentralort Karlburg am Main. Beiträge zur Archäologie in Unterfranken 7, 2011, 99-126.

    2009

    P. Ettel, Der früh- und hochmittelalterliche Zentralort Karlburg am Main. In: Uwe Gross/Aline Kottmann/Jonathan Scheschkewitz (Hrsg.), Frühe Pfalzen - Frühe Städte. Arch. Inform. Baden-Württemberg 58 (Stuttgart 2009) 147-174.

    P. Ettel, Fossa Carolina und Befestigungsanlagen am Main als Indikatoren der Integration der Frankenlande in das Frankenreich. Arkum, Tagung Sept. 2006 (2009).

    2008

    P. Ettel/ K. Kerth/ R. Obst, Viehhaltung und -nutzung in Karlburg am Main - eine frühstädtische Siedlung des Früh- und Hochmittelalters. Bayer. Vorgeschbl. 73, 2008, 103-121.

    P. Ettel, Zentralorte im frühen Mittelalter zwischen Alpen und Ostsee. In: N. Börste/G. Eggenstein/E. Zahn-Biemüller/H. Zöller, Eine Welt in Bewegung - Unterwegs zu Zentren des frühen Mittelalters. Begleitbuch der Gemeinschaftsausstellung vom 26.4.-20.7.2008 in Paderborn und vom 12.8.-16.11.2008 in Würzburg (München/Berlin 2008) 16 ff.

    R. Obst, Die historische Überlieferung als siedlungsarchäologische Quelle. In: ebd. 68 f.

    R. Obst, Landnahme und Aufsiedlung im frühmittelalterlichen Mainfranken. In: ebd. 70 ff.

    P. Ettel, Karlburg am Main. Vom fränkischen Königshof mit Burg(en) und Kloster zum Zentralort. In: ebd. 76 ff.

    P. Ettel, Der Verkehr und Handelaweg mit Fossa Carolina, Burgen und Königshöfen in merowingisch-karolingischer Zeit. In: ebd.  83 ff.

    R. Obst, Die Aussagekraft einiger Siedlungsfunde aus Metall von Karlburg und Umgebung. In: ebd.  91 ff.

    R. Obst, Hauswerk, Handwerk und Handel in Karlburg. In: ebd. 97 ff.

    P. Ettel, "Scherben bringen Glück" - Kulturhistorische und soziologische Erkenntnisse anhand der Keramik aus Karlburg. In: ebd. 102 ff.

    H. Küster, Getreideanbau im frühmittelalterlichen Karlburg. In: ebd. 107 ff.

    K. Kerth, Viehhaltung und -nutzung Karlburg am Main. In: ebd. 108 ff.

    2007

    P. Ettel, Karlburg am Main (Bavaria) and its role as a local centre from late Merovingian through Ottonian times. In: Joachim Henning (Hrsg.), Post-Roman Towns, Trade and Settlement in Europe and Byzantium. Vol. 1 The Heirs of the Roman West. Millenium-Studien zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n. Chr. 5/1 (Berlin/New York 2007) 319-340.

    P. Ettel, Der frühmittelalterliche Burgenbau in Nordbayern. Arbeitsgemeinschaft Nordostbayern-Böhmen. Pilsen, Tagung Juni 2006 (Rahden/Westf. 2007) 25 ff.

    2006

    P. Ettel, Der frühmittelalterliche Zentralort mit Königshof in Karlburg. In: Vom Werden einer Stadt. Ingolstadt seit 806. Begleitband zur Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt vom 7. Mai bis 10. September. Hrsg. von der Stadt Ingolstadt (Ingolstadt 2006) 112 ff.

    2004

    P. Ettel, Der Siedlungskomplex Karlburg bei Würzburg im 8. Jahrhundert mit Burg, Königshof und Kloster. In: Hans U. Nuber / Heiko Steuer/ Thomas Zotz (Hrsg.), Der Südwesten im 8. Jahrhundert aus historischer und archäologischer Sicht. Archäologie und Geschichte des 1. Jahrtausends in Südwestdeutschland. Freiburger Forschungen Archäologie und Geschichte 13 (Freiburg 2004) 283 ff.

    P. Ettel, Karlburg und der überregionale Gütetausch im karolingischen Reich. In: Peter Sachenbacher / Ralph Einicke / Hans-Jürgen Beier (Hrsg.), Kirche und geistiges Leben im Prozess des mittelalterlichen Landesausbaues in Ostthüringen/Westsachsen. Beiträge zur Frühgeschichte und zum Mittelalter Ostthüringens 2 (Langenweißbach 2005) 139 ff.

    R. Obst, Zwei mittelalterliche Beschläge aus Karlburg. Das archäologische Jahr in Bayern 2004, 135 ff.

    2003

    P. Ettel, Ausgrabungen im frühmittelalterlichen Karlburg. In: Jan Michael Burdukiewicz / Lutz Fiedler / Wolf-Dietrich Heinrich / Antje Justus / Enrico Brühl (Hrsg.), Erkenntnisjäger. Kultur und Umwelt des frühen Menschen. Festschrift für Dietrich Mania. Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesmuseum für Vorgeschichte 57 (Halle/Saale 2003) 177-192.

    P. Ettel / R. Grabolle, Neue Grabungen im frühmittelalterlichen Zentralort Karlburg. Das archäologische Jahr in Bayern 2003, 107 ff.

    2002

    R. Obst / J. Walther, Karlburg - Kloster, Dorf, Burg, Königshof. Frankenland 54, 2002, 37 ff.

    P. Ettel, Zwischen König und Bischof. Der Siedlungskomplex von Karlburg. In: Wilfried Menghin / Dieter Planck (Hrsg.), Menschen, Zeiten, Räume. Archäologie in Deutschland. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz und des Verbandes der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland (Stuttgart 2002) 339-342.

    K. Kerth / P. Ettel / R. Obst, Fleischnahrung und Viehhaltung im früh- und hochmittelalterlichen Karlburg am Main (Unterfranken, Bayern). Germania 80, 2002, 635-653.

    2001

    P. Ettel, Castellum und monasterium in villa Karloburg - ein frühmittelalterlicher Zentralort am Main des 7. - 13. Jahrhunderts. In: Barbara Schock-Werner (Hrsg.), Zentrale Funktionen der Burg. Wiss. Kolloquium auf der Wartburg 1996. Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung e.V. Reihe B. Schriften 6 (Braubach 2001) 54-64.

    P. Ettel, Karlburg - Roßtal - Oberammerthal. Studien zum frühmittelalterlichen Burgenbau in Nordbayern. Frühgeschichtliche und provinzialrömische Archäologie. Materialien und Forschungen 5. Veröffentlichung der Kommission zur vergleichenden Archäologie römischer Alpen- und Donauländer der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Rahden/Westf. 2001).

    H. Küster, Frühmittelalterliche Pflanzenreste aus der Wüstung Karlburg, Gemeinde Karlstadt/Main, Lkr. Würzburg. In: ebd. 259-261.

    D. Rödel, Analyse der historischen Quellen. In: ebd. 279-299.

    B. Sponholz, Die mittelalterliche Siedlung Karlburg - Geomorphologischer und sedimentologischer Befund. In: ebd. 301-304.

    K. Vagedes, Die Tierknochenfunde aus Karlburg. Ein Vergleich zwischen Burg und Talsiedlung. In: ebd. 305-315.

    2000

    P. Ettel, Karlburg. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 16. Jadwingen - Kleindichtung² (Berlin, New York 2000) 272-274.

    P. Ettel, Karlburg - ein frühmittelalterlicher Zentralort und Handelsplatz am Main, Süddeutschland. In: Friedrich Lüth / Ulrich Schoknecht (Hrsg.), Schutz des Kulturerbes unter Wasser. Veränderungen europäischer Lebenskultur durch Fluß- und Seehandel. IKUWA 1999. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns 35 (Lübstorf 2000) 213-220.

    1999

    P. Ettel, Karlburg am Main von der karolingischen Königsburg zur bischöflichen Burg. In: Klaus Leidorf / Peter Ettel, Burgen in Bayern. 7000 Jahre Burgengeschichte im Luftbild (Stuttgart 1999) 78-81.

    P. Ettel, Karlburg. Ein Zentralort des 7. bis 13. Jahrhunderts mit Burg, Königshof und Kloster. Frankenland 51, 1999, 93 ff.

    L. Wamser, Zu einer Tatinger Kanne und ausgewählten Kleinfunden aus Karlburg am Main. Anmerkungen zu Handel und Verkehr, Weinbau und Missionierung im Nordosten des Karolingerreiches. In: ders. (Hrsg.), Dedicatio. Herrmann Dannheimer zum 70. Geburtstag. Kataloge der prähistorischen Staatssammlung Beiheft 5 (Kallmünz/Opf. 1999) 206-242.

    1998

    P. Ettel, Karlburg - Entwicklung eines königlich-bischöflichen Zentralortes am Main mit Burg und Talsiedlung vom 7. bis zum 13. Jahrhundert. Château Gaillard 18, 1998, 75-85.

    P. Ettel, Archäologische Grabung mit Studierenden. Karlburg. Ein Zentralort des 7. bis 13. Jahrhunderts mit Burg, Königshof und Kloster. Blick - Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg 1/1998, 121 ff.

    P. Ettel mit Beiträgen von Dieter Neubauer, Robert Koch, Ralf Obst und Barbara Sponholz, Archäologische Forschungen zur frühmittelalterlichen Karlburg. Vorbericht zur Grabung 1997 im Nordbereich der villa Karloburg. In: Beiträge zur Archäologie in Unterfranken 1998. Mainfränkische Studien 63 (Büchenbach 1998) 146-191.

    D. Neubauer, Eine völkerwanderungszeitliche Fibel vom Norden der villa Karlburg. In: ebd.

    R. Koch, Ein frühmittelalterlicher Bronzebeschlag aus Karlburg. In: ebd.

    R. Obst, Ausgewählte Lesefunde der Jahre 1993-1997 aus dem Norden der villa Karlburg. In: ebd.

    B. Sponholz, Geomorphologische und sedimentologische Untersuchungen im Gebiet der mittelalterlichen Siedlung Karlburg. In: ebd.

    D. Heyse, Die Burg eines Ministerialen in Karlburg, Stadt Karlstadt, Lkr. Main-Spessart, Unterfranken. In: Ingolf Ericsson (Hrsg.), AusGrabungen. Schicht für Schicht ins Mittelalter. Begleitheft zur Ausstellung des Lehrstuhls für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Historischen Museum Bamberg, 26. Juli bis 27. September 1998 (Bamberg 1998) 107-113.

    D. Neubauer, Das Maintal zwischen Würzburg und Karlburg. Eine neu entdeckte völkerwanderungszeitliche Siedlungskammer. In: Beiträge zur Archäologie in Unterfranken 1998. Mainfränkische Studien 63 (Büchenbach 1998) 129-145.

    1997

    P. Ettel / M. Hoppe / S. Watzlawik, Neue Ausgrabungen im frühmittelalterlichen Fiskalbezirk Karlburg, Stadt Karlstadt, Landkreis Main-Spessart, Unterfranken. Das archäologische Jahr in Bayern 1997, 151-156.

    1995

    P. Ettel, Karlburg - Roßtal - Oberammerthal. Studien zum Burgenbau im frühmittelalterlichen Landesausbau in Nordbayern. Habilitationsschrift an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Würzburg 1995).

    1994

    M. Klein-Pfeuffer, Ein neuer Pressmodel aus Karlburg, Stadt Karlstadt, Lkr. Main-Spessart, Unterfranken. Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 30/31, 1989/90 (1994), 298-314.

    P. Ettel / L. Wamser, Neue Erkenntnisse zu Castellum, Monasterium und Villa Karloburg. Karlburg und Mühlbach, Stadt Karlstadt, Landkreis Main-Spessart, Unterfranken. Das archäologische Jahr in Bayern 1994, 138-143.

    1993

    R. Obst / J. Walther, Archäologischer Jahresbericht des Historischen Vereins Karlstadt 1988/89, 113 ff.

    R. Obst, ebd. 1989/90 (1993) 24 ff.

    L. Wamser, Vor 1200 Jahren: Karl der Große in Würzburg. Teil 2: Würzburgs Geschichte im neuen Licht der Ausgrabungen in Karlburg. Würzburg-Heute. Mainfränk. Zeitschr. Kultur u. Wirtschaft 56, 1993, 32 ff.

    D. Heyse, Die Burg des "noster ministerialis de Karlburg". Karlburg, Stadt Karlstadt, Landkreis Main-Spessart, Unterfranken. Das archäologische Jahr in Bayern 1993, 147-149.

    1992

    L. Wamser, Würzburger Stadt- und Bistumsgeschichte im neuen Licht der Ausgrabungen in Karlburg. Würzburg-Heute. Mainfränkische Zeitschrift für Kultur und Wirtschaft 54, 1992, 17 ff.

    P. Ettel / D. Rödel, Castellum und villa Karloburg. Historische und archäologische Überlieferung. In: Jürgen Lenssen / Ludwig Wamser (Hrsg.), 1250 Jahre Bistum Würzburg. Archäologisch-historische Zeugnisse der Frühzeit. Begleitband zur Ausstellung im Marmelsteiner Kabinett vom 29. Mai bis 26. Juli 1992 (Würzburg 1992) 297-318.

    L. Wamser, Zur archäologischen Bedeutung der Karlburger Befunde. In: Jürgen Lenssen / Ludwig Wamser (Hrsg.), 1250 Jahre Bistum Würzburg. Archäologisch-historische Zeugnisse der Frühzeit. Begleitband zur Ausstellung im Marmelsteiner Kabinett vom 29. Mai bis 26. Juli 1992 (Würzburg 1992) 319-342.

    1991

    L. Wamser, Archäologische Befunde zur frühmittelalterlichen Topographie und Geschichte Karlburgs. In: E. Kübert, Karlburg. Uralter fränkischer Siedlungsort (Karlstadt 1991) 17 ff.

    L. Wamser, Archäologisches zur Frühgeschichte Karlburgs. In: Gertrud in Franken. Katalog Marmelsteiner Kabinett 6 (Würzburg 1991) 17 ff.

    P. Ettel, Villa Karloburg. Ein frühmittelalterlicher Zentralort in Mainfranken. Karlburg, Stadt Karlstadt, Landkreis Main-Spessart, Unterfranken. Das archäologische Jahr in Bayern 1991, 149-153.

    1975-1985

    K. Schwarz, Der frühmittelalterliche Landesausbau in Nordost-Bayern archäologisch gesehen. In: Ausgrabungen in Deutschland 1,2. Monogr. RGZM (Mainz 1975) 338 ff. bes. 392; 402 ff.

    B.-U. Abels, Die Karlburg bei Mühlbach. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 27. Würzburg, Karlstadt, Iphofen, Schweinfurt. Wolfgang Kimmig zum 65. Geburtstag (Mainz 1975) 232 ff.

    B.-U. Abels, Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler Unterfrankens. Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte 6 (Kallmünz/Opf. 1979) 122.

    W. Zapotetzky, Karlstadt, Geschichte einer Stadt in Franken (Karlstadt 1980) bes. 17 ff.

    M. Petzet (Hrsg.), Denkmäler in Bayern VI. Unterfranken. Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler (Bearb. v. D. A. Chevalley) (München 1985) 190.

  • Dornheimer Grund

    Forschungsprojekt Dornheimer Grund - ein merowingerzeitlicher Siedlungplatz

    Zwischen Hellmitzheim und Dornheim, zur Stadt Iphofen im Landkreis Kitzingen, Unterfranken gelegen, liegt die zu Dornheim gehörende Flur "Dornheimer Grund".

    Dieses Flurstück bezeichnet die sich in eine leichte Senke neigenden Äcker rund um die Quelle des Zettelbachs, dessen Wasser dem Breitbach zufließt, der wiederum bei Marktbreit in den Main mündet. Dieses Areal war über lange Jahre hinweg intensiv durch einen inzwischen verstorbenen Sammler begangen worden, der hier eine beträchtliche Menge Keramikscherben und Kleinfunde aus unterschiedlichen Zeitepochen auflas. Unter anderem waren in seinem Fundus Objekte aus der Merowingerzeit (6.-8. Jahrhundert) bis ins Spätmittelalter aufgefallen, die möglicherweise mit dem Vorgänger des heutigen Ortes Dornheim, dem ehemaligen "Klein-Dornheim", verbunden werden können.

    Diese Ausgangslage führte zur Formulierung zweier Fragestellungen, unter deren Prämisse der Platz untersucht werden sollte. Einmal ergibt sich hier die Chance einen Siedlungsplatz der Merowingerzeit zu greifen, der wertvolle Informationen bieten könnte zu den Kenntnissen über die Siedlungsdynamik und deren Verhältnisse in der Hellmitzheimer Bucht. Bislang liefern hierzu vornehmlich die zahlreichen Bestattungsplätze dieses Raums Erkenntnisse, Siedlungen bzw. Siedlungsfunde sind lediglich über wenige Lesefunde oder minimale Grabungsausschnitte bekannt. Zum anderen könnte dieser Ort durch die mögliche Verbindung mit "Klein-Dornheim" einen wertvollen ortsgeschichtlichen Beitrag zur Frage nach den Kriterien einer ursprünglichen Ortsgründung und späterer Wüstungs- oder Verlagerungsprozesse liefern.

    Im Fokus der Untersuchungen 2012-2018 stand jedoch zunächst die Frage nach der Lage, Datierung und Art der merowingerzeitlichen Siedlung.

    Projektleitung/Antragsteller: Prof. Dr. Peter Ettel, Dr. Michael Marchert, Dr. Anja Pütz, Dr. Margarete Klein-Pfeuffer
    Laufzeit: seit 2012

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  • Abgeschlossene Projekte (Vorgeschichte)

    Zentrale Ort?
    Das Projekt Böheimkirchen

    Laufzeit: 2010-2021

    Als eines der bekanntesten Indizien für die kulturellen und sozioökonomischen Brüche, die den Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit Mitteleuropas charakterisieren, sind die Höhensiedlungen und befestigten Siedlungen der späten Frühbronzezeit bekannt. Diese weisen in Mähren, Österreich und der Slowakei eine besonders dichte Verbreitung auf und gelten in der Forschung als Orte zentralörtlicher Funktionen. Es wird die Auffassung vertreten, es handele sich bei ihnen um Zentren mit einer wichtigen Rolle bei der Produktion und Distribution von Kupfer und Bronze und sichtbare Zeichen sozialer Distinktion. Immer wieder wird auch die Bedeutung mykenischer Einflüsse auf die Herausbildung dieses Siedlungstyps diskutiert, der gelegentlich als protourban bezeichnet wird.
    Demgegenüber zeigt sich jedoch, dass bislang nur wenige Höhensiedlungen im genannten Raum gut untersucht und publiziert sind. Deshalb sollen die neueren, flächendeckenden Ausgrabungen auf der Höhensiedlung Böheimkirchen "Hochfeld" (p.B. St. Pölten) ausgewertet und publiziert werden. War diese Siedlung befestigt? Lässt sich in ihrem Innenraum eine systematische Bebauung nachweisen, wie sie sonst nur vereinzelt z.B. in der Slowakei belegt ist? Darüber hinaus ist ein systematischer Vergleich des Fundspektrums aus Höhen- und Flachlandsiedlungen vorgesehen. Erst ein solcher kann die Grundlage für eine Einschätzung der Zentralität einzelner Siedlungsplatztypen sein. Hier gilt es insbesondere die Verteilung von Tondüsen, Gußlöffeln und -formen zu klären, die im Arbeitsgebiet bislang vor allem im Kontext der Höhensiedlungen betrachtet wurden.

    Habilitationsschrift ist eingereicht: Schneider, Florian: Frühbronzezeitliche Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen Niederösterreichs und Mährens ausgehend von der Höhensiedlung Böheimkirchen "Hochfeld" (p.B. St. Pölten, NÖ). (P. Ettel)

    Leitung: Dr. Florian Schneider (Seminar für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, FSU Jena)

    Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): 2012-2017; MAMUZ Schloss Asparn MAMUZ: 2016; Friedrich-Schiller-Universität Jena, Nachwuchsförderung: 2010-2011

    Literatur:

    F. Schneider, Höhen, Siedlungen und Befestigungen - Höhensiedlungen der frühen Bronzezeit im Kontext der frühbronzezeitlichen Siedlungsgeographie Niederösterreichs. In: Beiträge zum Treffen der AG Bronzezeit in Brandenburg/Havel 2012 (im Druck).

    Ders., Zentrale Orte? Die frühbronzezeitliche Spornsiedlung von Böheimkirchen (p.B. St. Pölten-Land) im regionalen Kontext. In: E. Lauermann/P. Trebscche (Hrsg.), Beiträge zum Tag der Nideröstereichischen Landesarchäologie 2014. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N.F. 516 (Asparn/Zaya 2014) 27-35.

    Ders., Böheimkirchen und die früh-/mittelbronzezeitlichen Höhensiedlungen Niederösterreichs. In: J. Kneisel/H.J. Behnke/F. Schopper (Hrsg.), Frühbronzezeit - Mittelbronzezeit. Neue Erkenntnisse zur Besiedlung Mitteldeutuschlands (2000-1400 v. Chr.). Symposium Welzow 24.-25. September 2011. Studien zur Archäologie in Ostmitteleuropa 10 (Bonn 2013) 197-215.

    Bronzezeitliche Höhensiedlungen in Mitteldeutschland - Modul A3 der FOR 550 "Der Aufbruch zu neuen Horizonten"

    Laufzeit: bis 2011

    Projektleitung: Prof. Dr. Peter Ettel
    Mitarbeiter: Christiane Schmidt, M.A.

    Fördernde und mitwirkende Institutionen: FOR 550 "Der Aufbruch zu neuen Horizonten"; Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Literatur:

    P. Ettel, Die frühbronzezeitlichen Höhensiedlungen in Mitteldeutschland und Mitteleuropa - Stand der Forschung. (Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 2, 2011).

    P. Ettel, C. Schmidt, Höhensiedlungen und Siedlungen der Frühbronzezeit in Thüringen - Untersuchungen im Rahmen der DFG-Forschergruppe "Nebra" (im Druck für Neue Ausgrabungen und Funde in Thüringen 6, 2010).

    P. Ettel, C. Schmidt, Die Grabungen auf der Rudelsburg in den Jahren 2005 und 2006 - ein Vorbericht (im Druck für AiSA 7, 2010).

    P. Ettel, R. Grabolle, C. Schmidt, Die Sondagegrabung 2007 auf dem Schlossberg von Mutzschen, Lkr. Leipzig. AFD 51/52, 2009/2010, 265-286.

    D. Hansen, Frühbronzezeitliche Siedlungsstrukturen in Zwenkau-West (unpubl. Magisterarbeit 2010).

    L. Kleinsteuber, Die Auswertung des Grabenbefundes auf dem Schlossberg bei Mutzschen, Muldetalkreis. (unpubl. Magisterarbeit 2011).

    A. Nette, Die Hausbefunde von Eulau. Frühbronzezeitliche Hausgrundrisse im regionalen und überregionalen Vergleich (unpubl. Magisterarbeit Jena 2009).

    J. Schmidt, Untersuchungen zur frühbronzezeitlichen Keramik in Zwenkau-West (unpubl. Magisterarbeit Jena 2009).

    C. Schmidt, Die prähistorische Besiedlung der Rudelsburg und die bronzezeitliche Besiedlung im Unstrutgebiet unter besonderer Berücksichtigung der Höhensiedlungen (laufende Dissertation).

    M. Wehmer, Bronzezeitliche Höhensiedlungen und ihr Umfeld in Mitteldeutschland (unpubl. Magisterarbeit 2006).

    Vorgeschichtliche Salzgewinnung in Mitteldeutschland

    Laufzeit: 2002-2015

    Salz gehört von je her zu einem der bedeutendsten Rohstoffe. Ein Zentrum vorgeschichtlicher Salzgewinnung ist das mitteldeutsche Gebiet um Halle. Unter diesem Gesichtspunkt fanden im Sommer 2002 und 2003 zwei Lehrgrabungen mit je zehn Studierenden in Erdeborn, Ldkr. Mansfelder Land, statt. Der Fundplatz befindet sich ca. 30 km westlich von Halle und etwa 11 km südöstlich von Eisleben.

    Die archäologischen Untersuchungen wurden auf einer Fläche durchgeführt, auf der bei geophysikalischen Prospektionen zwei bis zu 12 m große Bodenanomalien aufgefallen waren. Bei diesen Anomalien handelte es sich um teilweise über 2 m tiefe Lehmentnahmegruben, in deren Verfüllung sich die Reste mehrerer Salzsiedeöfen - Säulenbriquetage, Tonballen und Tiegel, aber auch Reste der Ofenwände - fanden. Neben diesen Funden konnten des weiteren Bruchstücke von Schalen und Großgefäßen sowie Tierknochen geborgen werden.

    Inzwischen ist der Fundplatz aufgearbeitet worden: Ipach, Sebastian, Prähistorische Salzherstellung am ehemaligen "Salzigen See" bei Erdeborn (Masterarbeit Uni Jena, 2015).

    Projektleitung: Prof. Dr. Peter Ettel, Dr. Detlef W. Müller (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt)
    MitarbeiterInnen: Marco Häckel M.A.; Juliane Huthmann M.A. (Bereich für Ur- und Frühgeschichte der FSU Jena)
    Kontakt: p.ettel@uni-jena.de

    Fördernde und mitwirkende Institutionen:

    Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-AnhaltExterner Link
    Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und ArchäologieExterner Link

    Höhensiedlungen im Tríbec-Gebirge (Slowakei)

    Das gemeinsame Projekt "Spätbronze- und früheisenzeitliche befestigte Höhensiedlungen in der Südwestslowakei im Kontaktgebiet des mitteldonauländischen, lausitzer und reiternomadischen Kulturkreises" enstand im Jahre 2001 im Rahmen des Kooperationsvertrages zwischen dem Archäologischen Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften in Nitra, der Universität Konštantín Filozof in Nitra und der Friedrich-Schiller-Universität in Jena.

    Ziel des Projektes sind siedlungsarchäologische Untersuchungen von Kleinregionen in der Westslowakei im Zeitraum vom 9. bis zur Wende vom 7. zum 6. Jahrh. v. Chr. Im Mittelpunkt stehen Fundstellen der donauländischen Tiefebene und der nördlich angrenzenden Ausläufer der Westkarpaten, die beide in dieser Zeit dicht besiedelte Regionen waren. Durch die Lage im Kontaktgebiet des mitteldonauländischen , Lausitzer und reiternomadischen Kulturkreises ergeben sich spannende Fragen zur Besiedlungsgeschichte diese Gebietes.

    Erforschte Höhensiedlungen im Tríbeč-Gebirge: Žibrica bei Štitáre; Veľký Lysec bei Kostoľany pod Tribečom; Veľký Tríbeč bei Kovarce; Šiance bei Klátová Nová Ves; Tábor bei Krnča; Zobor bei Nitra

    Projektleitung: Prof. Dr. Peter Ettel (Seminar für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Jena; p.ettel@uni-jena.de); Dr. Susanne Stegmann-Rajtár (Archäologisches Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften Nitra); Prof. Dr. Peter Romsauer (Bereich Vor-und Frühgeschichte der Konštantín Filozof-Universaität
    Mitarbeiter: Studenten der Universitäten Jena und Nitra.

    Literatur:

    Susanne Stegmann-Rajtár / Ján Tirpák, Prieskum hradiska na Žibrici. Erkundung des Burgwalls Žibrica. Archeologické výskumy a nálezy na Slovensku 1999, 132 f.

    Susanne Stegmann-Rajtár, Nové nálezy z prieskumov hadiska na Žibrici. Neufunde von Geländebegehungen des Burgwalls Štitáre-Žibrica. Archeologické výskumy a nálezy na Slovensku 2001, 201-202.

    Susanne Stegmann-Rajtár, Bronzové hroty šípov z doby halštatskej z hradiska Žibrica. Hallstattzeitliche Bronzepfeilspitzen vom Burgwall Žibrica. Študijné zvesti Archeologického ústavu SAV 35, 2002, 45-52.

    Susanne Stegmann-Rajtár, Sondážny výskum na hradisku Žibrica. ... Archeologické výskumy a nálezy na Slovensku 2002, 201 f.

    Piceni & Europe

    Picener - eisenzeitliche Grabbeigaben aus Mittelitalien

    Nach der Doppelausstellung in der Schott Villa Jena und im örtlichen Stadtmuseum Göhre im Jahre 2004, die eine Auswahl des an der Friedrich-Schiller-Universität, Seminar für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie aufbewahrten eisenzeitlichen Fundmaterials aus den Marken nach längerem der Öffentlichkeit präsentierten, wurde daran gearbeitet, ein Großteil der Objekte aus der reichen Sammlung reisen zu lassen und wenn möglich an ihren Herkunftsort zu zeigen. Gemeinsam mit der University of Primorska (Koper, Slovenjia) und den Civici Musei Udine (Italia) wurde ein Projekt erarbeitet, um diese Idee zu verwirklichen. Hierzu wurde ein Antrag an die Europäische Kommission gestellt, um innerhalb des Programmes Culture 2000 gefördert zu werden. Ziel war es, das in Jena verwahrte Fundmaterial aus Montegiorgio im Vergleich mit Funden aus dem ostalpinen und balkanischen Raum zu stellen und hiermit Beziehungen, Gemeinsamkeiten und Differenzen, sowohl im Bezug auf die materiellen Hinterlassenschaften, als auch in kultureller Sicht aufzuzeigen.

    Die Ausstellung, die eine Auswahl an den jeweiligen Kulturen und deren überregionalen Kontakten repräsentativen Objekten enthält, war in den Sommermonaten in Koper/Capodistria (Slowenien) zu sehen und ist derzeit am Civici Musei Udine (Italien), wo sie bis 06. Januar 2007 verbleiben wird. Für eine weitere Etappe ist als Ausstellungsort Ascoli Piceno (Italien) geplant, so daß die Jenaer Funde aus Montegiorgio kurzzeitig in ihre "Heimatprovinz" zurückkehren werden.

    Am Beginn der Wanderausstellung wurde innerhalb des Projektes ein dreitägiger internationaler Kongreß in Pirano/Piran (Slowenien) abgehalten, der darauf ausgerichtet war, die überregionalen Beziehungen des Picenum, mit besonderer Berücksichtigung des Adriaraumes, während der Eisenzeit zu beleuchten.

    Der Kongreßband is 2006 gemeinsam mit dem reichbebilderten Begleitkatalog zur Ausstellung in der am Museum Udine editierten Reihe "Archeologia di frontiera" erschienen.

    Organisatoren: Dr. M. Buora (Civici Musei Udine); Prof. P. Ettel (Universität Jena, p.ettel@uni-jena.de); Prof. M. Gustin (University of Primorska)

    Fördernde und mitwirkende Institutionen:

    Arheoloski muzej Istre, Pula, Kroatien
    Belokranjski muzej Metlika, Slowenien
    Dolenjski muzej, Novo mesto, Slowenien
    Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland
    Narodni muzej, Ljubljana, Slowenien
    Zavod za varstvo kulturne dediscine, Novo mesto, Slowenien
    Comune di Udine, Italien
    Istituto Culturale Pirano, Slowenien
    Istituto per il matrimonio del Mediterraneo
    Soprintendenza per i Beni archeologici delle Marche
    Società Friulana di Archeologia

    Literatur:

    P. Ettel; A. Naso (Hrsg.), Schätze aus dem Picenum. Eisenzeitliche Grabbeigaben aus Mittelitalien. "Dokumentation" der Städtischen Museen Jena, Bd. 13 (Weimar 2004).

    P.Ettel/ A. Naso, Montegiorgio: die Sammlung Compagnoni Natali in Jena (La collezione Compagnoni Natali a Jena). Jenaer Schr. VFG 2 (Jena 2006).

    Knochen, Salz & Müll

    Die Experimentelle Archäologie überprüft Hypothesen zu archäologischen Fragestellungen mit Hilfe von wissenschaftlichen Versuchsaufbauten. Im Mittelpunkt stehen dabei in erster Linie archäologische Funde und Befunde, deren funktionelle Interpretation aus dem Fundzusammenhang heraus in den meisten Fällen nicht eindeutig möglich ist. Mit Hilfe der Experimente werden verschiedene Interpretationsansätze überprüft, um sich den tatsächlichen prähistorischen Gegebenheiten anzunähern.

    Im Sommersemester 2005 fand im Bereich für Ur- und Frühgeschichte erstmals eine Übung zur Einführung in die Methodik der Experimentellen Archäologie unter dem Titel "Knochen, Salz und Müll" statt. Die Veranstaltung wurde von Diego Scholz und Christian Tannhäuser, beides Fachstudenten am Bereich und Mitglieder des "Milzener e.V.", einem gemeinnützigen Verein, der sich bereits seit mehreren Jahren mit archäologischen Experimenten und Museumspädagogik beschäftigt, geleitet.

    Zunächst wurden den Übungsteilnehmern in mehreren Sitzungen die theoretischen Hintergründe zur Forschungsgeschichte, Definition, Anliegen und Durchführung von Experimenten in der Ur- und Frühgeschichtsforschung näher gebracht. Roman Scholz, angehender Diplomingenieur für Grabungstechnik von der FHTW Berlin und ebenfalls Mitglied des "Milzener e.V." hielt einen Gastvortrag über die aktuellsten Methoden der Dokumentation in der Archäologie.

    In einem zweiten Schritt erarbeiteten die Studenten eigenständig einen Experimentierplan zu vorgegebenen Problemstellungen. Anhand dieser Pläne wurden im Juni und Juli 2005 auf dem Grundstück des Vereins in Melaune (Niederschlesischer Oberlausitzkreis), die Experimente durchgeführt.

    Projektleitung: Diego Scholz; Christian Tannhäuser M. A.

  • Abgeschlossene Projekte (Frühgeschichte)

    Neustadt (Saale) "Veitsberg"

    Laufzeit: 2009-2019

    Der im Rahmen des Projektes untersuchte früh- und hochmittelalterliche Siedlungskomplex "Salz" an der Fränkischen Saale liegt im nördlichen Unterfranken im Landkreis Rhön-Grabfeld. Durch seine verkehrsgeographische Lage, fruchtbare Böden und weitere Standortfaktoren wie solehaltige Quellen kommt der Region bereits in merowingischer Zeit eine wichtige Bedeutung zu.

    Ein reich ausgestattetes Gräberfeld mit deutlichen Bezügen nach Westen wirft ein Licht auf die fränkische Erschließung des Raumes im 6. Jahrhundert. Im 8. Jahrhundert wird in der historischen Überlieferung mit der villa und der basilica Sti. martini in Brend sowie der Einrichtung des fiscus (Königsgutbezirk) und darauf aufbauend des palatium (Pfalz) Salz ein großer königlicher Güterkomplex fassbar. Über ein Dutzend Herrscheraufenthalte in karolingischer und ottonischer Zeit zeigen die Bedeutung dieser bislang nicht lokalisierten Pfalz und werfen gleichzeitig ein Licht auf ihr Siedlungsumfeld und wirtschaftliches Hinterland. Durch eine diachrone und interdisziplinäre Analyse des Raumes mit seinen verschiedenen Siedlungselementen wurde die Entwicklung und die vielfältigen Transformationsprozesse von der Merowingerzeit bis in das Hochmittelalter beleuchtet.

    Im Projekt entstandene Doktorarbeit (Betreuer Prof. P. Ettel): Petra Wolters, Die Befestigung auf dem Veitsberg. Archäologische Untersuchungen zu palatium und castellum im karolingisch-ottonischen Pfalzgebiet Salz. 2019 abgeschlossen (Druck in Vorbereitung)

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    Reiterkrieger - Burgenbauer

    Laufzeit: 2009 bis 2012

    Das Forschungsprojekt im Grenzbereich zwischen Archäologie, Geschichte und Geowissenschaften hat eine vergleichende Untersuchung verschiedener Burgen- und Siedlungslandschaften Bayerns vom 9. bis 11. Jahrhundert zum Ziel. Der zeitliche Schwerpunkt liegt dabei auf dem 10. Jahrhundert, insbesondere der so genannten Ungarnzeit, und die Studie ist als Teilprojekt in das internationale Forschungsprojekt "Reiterkrieger - Burgenbauer. Die frühen Ungarn und das "Deutsche Reich" vom 9. bis zum 11. Jahrhundert" des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz eingebunden.
    Mit einem breiten siedlungsarchäologischen Ansatz soll die Genese der Siedlungslandschaften und insbesondere der Burgen als zentrales Element untersucht werden. Von besonderem Interesse sind dabei ihre Funktion im Siedlungs- Wirtschafts- und Herrschaftsgefüge. Es soll den Fragen nachgegangen werden, welche Entwicklungen und Brüche sich innerhalb der Bearbeitungszeit fassen lassen, und in welchem Zusammenhang sie mit historischen Ereignissen (z.B. den Ungarneinfällen), mit gesellschaftlichen Veränderungen (z.B. der Aufweichung des Befestigungsregals), mit wirtschaftlichen Neuerungen (z.B. veränderten Zollvorschriften) oder mit Wandlungen der Landschaft (z.B. Flusslaufverlagerungen) stehen.

    Teilprojektleitung Bayern: Prof. Dr. Peter Ettel
    Projektleitung Gesamtprojekt: Prof. Dr. Falko Daim (RGZM)
    Mitarbeiter: Lukas Werther, M.A. (Promotionsstipendiat, seit 10/09), Dr. Ralf Obst (bis 08/2009)
    Kontakt: p.ettel@uni-jena.de; lukas.werther@uni-jena.de

    Fördernde und mitwirkende Institutionen:

    Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (RGZM)Externer Link mit Mitteln der Leibnizgemeinschaft
    » Drittmittel der Stadt Bad Neustadt an der Saale, der Gemeinden Hohenroth und Salz
    Bayerisches Landesamt für DenkmalpflegeExterner Link
    » TU Dresden (Dipl. Geogr. Ch. Roettig) und Universität Leipzig (Prof. Dr. Ch. Zielhofer)
    » Bayerische Vermessungsverwaltung
    » ESRI Deutschland GmbH
    Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der NeuzeitExterner Link

    Publikationen:

    P. Ettel, "Ungarnburgen - Ungarnrefugien - Ungarnwälle". Zum Stand der Forschung. In: Zwischen Kreuz und Zinne. Festschrift für Barbara Schock-Werner. Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung Reihe A: Forschungen Band 15 (Brauchbach 2012) 45-66.

    L. Werther, "…ipse locus…a monachis inhabitatus…ab Ungaris destructus…". Gewalt und Zerstörung im 10. Jahrhundert in Bayern im Spannungsfeld historischer und archäologischer Quellen. In: Rauben, Morden, Plündern. Nachweis von Zerstörung und kriegerischer Gewalt im archäologischen Befund Tagungsbeiträge des Arbeitskreises Spätantike und Frühmittelalter (Manuskript eingereicht, erscheint 2012).

    L. Werther, "Schlacken, Scherben, Schlachtabfälle - archäologische Untersuchungen zu Ökonomie, Ökologie und Konsum im frühmittelalterlichen Nordbayern". In: Siedlungsforschung. Archäologie - Geschichte - Geographie. Schwerpunktthema "Konsum und Kulturlandschaft" (Manuskript eingereicht, erscheint 2012).

    E. Bäcker/L. Werther, Magnetikprospektion in Schwaben: Haldenburg und Siedlungswüstung Lierheim im Frühmittelalter. In: Archäologie und Ehrenamt (= Denkmalpflege Themen) 2012 (Manuskript eingereicht, erscheint 2012).

    F. Becker/L. Werther, Die Gelbe Bürg und ihr Umland - Prospektionsarbeiten im Projekt "Reiterkrieger, Burgenbauer". In: Das Archäologische Jahr in Bayern 2011 (Manuskript eingereicht, erscheint 2012).

    P. Ettel/L. Werther (Hrsg.), Zentrale Orte und Zentrale Räume des Frühmittelalters in Süddeutschland. RGZM-Tagungen (in Vorbereitung, erscheint 2013).

    L. Werther, Tagungsbericht Zentrale Orte und Zentrale Räume des Frühmittelalters in Süddeutschland. 07.10.2011-09.10.2011, Bad Neustadt an der Saale. In: H-Soz-u-Kult, 02.12.2011, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=3926>Externer Link

    P. Ettel/L. Werther, Archäologische Forschungen im frühmittelalterlichen Siedlungskomplex Salz an der Fränkischen Saale. In: Frankenland. Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege 2/2011, 79-90.

    R. Linck/J.Faßbinder/L. Werther, Prospektionsarbeiten an der frühmittelalterlichen Burg Greuth im Schwarzachtal, Gemeinde Greding, Landkreis Roth, Mittelfranken. Das Archäologische Jahr in Bayern 2010 (2011), 104-107.

    L. Werther/P. Wolters, Der Veitsberg - neue archäologische Forschungen in einem frühmittelalterlichen Zentralort. In: Heimatjahrbuch Rhön-Grabfeld 2012 (2011), 329-333.

    P. Ettel/L. Werther, Ungarnburgen und Herrschaftszentren des 10. Jahrhunderts in Bayern. In: Burgen und Schlösser. Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege 3/2010, 144-161.

    Dobin - eine slawische Fürstenburg in Mecklenburg

    Die Burg Dobin mit 3 ha Grundfläche am Schweriner See gehörte im 12. Jahrhundert zu den bedeutendsten slawischen Burgen in Nordostdeutschland, die unter dem Schutz des Obodritenfürsten Niklot stand. Helmold von Bosau berichtet über die Ereignisse 1147, 1148 und 1160 in seiner Slawenchronik. Von der Burg stammen zahlreiche, darunter sehr qualitätvolle Lesefunde, die den fürstlichen Status und die kulturhistorische Stellung der Burg mit Kontakten nach Skandinavien zeigen. Surveys, Luftbilder, geomagnetische Prospektion und Sondageschnitte 1999 und 2000 in Verbindung mit bodenkundlichen und dendroarchäologischen Untersuchungen erbrachten erste Ergebnisse zu Struktur, Aussehen und Nutzung der Burg sowie Aussagen zum Zeitpunkt der Errichtung und auch zur Art und Weise der Zerstörung der Befestigung. Demnach ist die Anlage in Haupt- und Vorburg gegliedert. Die Befestigung wurde nach den Dendrodaten im Zusammenhang mit dem archäologischen Befund 1147/48 erbaut und wohl 1160 durch Feuereinwirkung zerstört - dies zeigt eine nur selten anzutreffende Übereinstimmung von historischen und archäologischen Quellen.

    Projektleitung: Prof. Dr. Peter Ettel (p.ettel@uni-jena.de)
    MitarbeiterInnen: Jürgen Brandt, Martin Conze M.A., Prof. Dr. Peter Ettel, Cornelius Meier, Dr. Ralf Wiechmann

    Fördernde und mitwirkende Institutionen: Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern

    Publikationen:

    Peter Ettel, Dobin - eine slawische Fürstenburg am Schweriner See in Mecklenburg-Vorpommern. In: 19. Chateau-Gaillard Conference for medieval castle studies, Graz (Österreich) 1998 (Caen 2000) 69-73.

    Peter Ettel / Cornelius Meyer, Die Burg von Dobin. Vorbericht zur geomagnetischen Prospektion und Sondagegrabung 1999/2000. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern 7, 2000, 139-150.

    Peter Ettel, Die slawische Fürstenburg von Dobin, Mecklenburg-Vorpommern. In: A. Wieczorek/H.-M. Hinz (Hrsg.), Europas Mitte um 1000. Handbuch zur Ausstellung (Stuttgart 2000) 730 f.

    Peter Ettel, Die Burg von Dobin. In: H. Jöns/F. Lüth (Hrsg.), Mecklenburgs Humboldt: Friedrich Lisch. Ein Forscherleben zwischen Hügelgräbern und Thronsaal (Lübstorf 2001) 67-72.

    Peter Ettel, Historische und archäologische Überlieferung zur slawischen Fürstenburg von Dobin in Mecklenburg. In: P. Ettel/R. Friedrich/W. Schier (Hrsg.), Interdisziplinäre Beiträge zur Siedlungsarchäologie. Gedenkschrift f. Walter Janssen (Rahden/Westf. 2002) 53-64.

    Augustiner-Chorherrenstift zu Altenburg

    Laufzeit: 2006-2012

    Die Stadt Altenburg liegt am Südrand der Leipziger Tieflandsbucht in der Nähe des Flusses Pleiße. Altenburg befindet sich damit nahezu in der Mitte des Städtedreiecks Leipzig-Chemnitz-Gera. Das Stadtbild von Altenburg wird dominiert durch einen sehr hügeligen Untergrund, hierbei können Höhenunterschiede von bis zu über 70 m beobachtet werden.

    Im hohen Mittelalter wurde die Entwicklung Altenburgs durch seine Lage an einer der wichtigsten Reichsstraßen begünstigt: der von Nord nach Süd verlaufenden via imperii  (von Merseburg über Altenburg nach Zwickau). Altenburg als Zentralort des Reichslandes Pleißenland ist im sich konsolidierenden Machtgefüge des Stauferkaisers von herausragender Bedeutung für die staufische Reichspolitik gewesen. Hierbei nahm das Augustiner-Chorherrenstift zu Altenburg eine besondere Stellung ein. Den mit umfangreichen Rechten ausgestatteten Chorherren war vom Stifter - dem Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa (1122-1190) - eine kirchenpolitische Rolle zugedacht worden. Die Chorherren konnten ihre Sonderstellung durch das gesamte Mittelalter hindurch bewahren, das Stift war in dem Zeitraum die größte und reichste Klosteranlage des Pleißenlandes.

    Bei den "Roten Spitzen" handelt es sich um die Westtürme der ganz in Backstein errichteten, ehemaligen Stiftskirche St. Marien, sie sind der letzte Überrest der Stiftsanlage. Die Bezeichnung "Rote Spitzen" stammt aus dem 19. Jahrhundert, im Mittelalter war das Augustiner-Chorherrenstift als Bergerkloster bekannt.

    Die Stiftskirche St. Marien kann als "steingebundenes" Symbol kaiserlichen Machtanspruchs gewertet werden und repräsentiert so den politischen Rang Altenburgs, den es in der Stauferzeit hatte. An St. Marien spiegeln sich die modernsten architektonischen Entwicklungen ihrer Zeit wider. Hinsichtlich der Verwendung des Backsteins zeichnet sich nun zunehmend ab, dass mit den Roten Spitzen ein Initialbau für das Aufkommen der Backsteingroßbauten nördlich der Alpen überhaupt vorliegt. Die Roten Spitzen sind damit dem Kaiserdom in Speyer zur Seite zu stellen.

    In Anbetracht ihrer Bedeutung haben die Roten Spitzen in der Literatur nur einen geringen Niederschlag gefunden. Zur Baugeschichte sind gleichfalls nur wenige Informationen bekannt. Informationen über das eigentliche Klosterareal fehlen fast gänzlich.

    Die schriftlichen Quellen legen einen Baubeginn der Stiftskirche um 1165 nahe, die Weihe wurde 1172 von Bischof Udo von Naumburg in der Anwesenheit von Kaiser Friederich I. Barbarossa vorgenommen. Obwohl die Urkundenlage hinsichtlich der Gründung und Weihe der Kirche durch Fälschungen verunklart ist, ist an einer Stiftung durch den Stauferkaiser nicht zu zweifeln. Der Kirchenbau selbst dürfte noch im 12. Jahrhundert fertig gestellt worden sein. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgten Arbeiten am Kreuzgang und die Dachstühle der Türme wurden (neu?) errichtet. Im Zuge der Reformation wird das Kloster um 1543 aufgelöst und seine Besitzungen säkularisiert. Die Meriandarstellung aus der Zeit um 1600 zeigt ein bereits verfallenes Kirchenschiff.

    Nur wenig besser gestaltet sich die Quellenlage bei Betrachtung der nachreformatorischen Entwicklung. Der alte Kirchenbau wird einer säkularen Nutzung unterzogen. Im Gefolge der Einrichtung einer Schulstube zwischen den Türmen wird das Mittelschiff 1671 in ein Witwen- und Waisenhaus umgebaut, ein Ausbau erfolgte im Jahr 1717. Unmittelbar nachdem dieses Gebäude im Jahr 1810 einer Brandkatastrophe zum Opfer fiel, wurde es mit verkleinertem Grundriss wieder aufgebaut. Es fungierte nunmehr als Zucht- und Arbeitshaus. Unter dem Eindruck der Neugründung des Kaiserreiches erfolgte 1871 bis 1873 durch den Architekten Friedrich Sprenger eine Restaurierung der Türme. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts schritt der Verfall der Stiftskirche voran.

    Die denkmalgerechte Instandsetzung des Kulturdenkmals "Rote Spitzen" wird im Rahmen des Denkmalpflegeprogramms "National wertvolle Kulturdenkmäler" durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Die Finanzierung setzt sich aus städtischen, Landes- und Bundesmitteln zusammen. Als Bestandteil der Maßnahme sind neben der Bauforschung archäologische Untersuchungen mit eingebunden. Die archäologischen Untersuchungen werden von der Stadt Altenburg - vertreten durch die Stadtarchäologie Altenburg - in Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt.

    Das archäologische Forschungsprojekt Augustiner-Chorherrenstift zu Altenburg ist im Spannungsfeld zwischen Bauforschung und Archäologie angesiedelt. Die Arbeiten selbst und die aus ihnen resultierenden Forschungsergebnisse erfolgen in enger Verzahnung beider Disziplinen.

    Die Ausgrabungen finden seit dem 1. September 2006 statt. Insgesamt sieben Personen, darunter ein Archäologe, bilden den Stamm des Grabungsteams. Das Grabungsteam wird durch Archäologiestudenten aus Jena unterstützt, die hier ihre Einführung in die Grundlagen der Ausgrabungstätigkeit bekommen. Die Grabungsergebnisse sollen zeitnah in Form von Examensarbeiten der Universität Jena einer Bearbeitung zugeführt werden.

    Ausgegraben werden Teile der Vierung, des Querhauses, des Südschiffs und der Klausur. Die aktuellen Ausgrabungsarbeiten finden im Südschiff, in der Vierung und im Querhaus statt.

    Projektleitung: Prof. Dr. Peter Ettel, Michael Mattern M.A.
    MitarbeiterInnen: Jens Brumme, Susanne Hauptfleisch, Matthias Hein, Dr. Uwe Moos, Andreas Schwarz, Renate Trommer, Gustav Wolf.
    Kontakt
    : p.ettel@uni-jena.de; uwemoos@gmx.de 

    Sülzdorf - eine kaiserzeitliche Siedlung in Südthüringen

    Laufzeit: 1994-1999

    Von 1994 bis 1998 wurde in Sülzdorf, Landkreis Hildburghausen, eine germanische Siedlung unter der örtlichen Leitung von Mathias Wiegert, M.A. (1994-95) und Dr. Felix Teichner (1996-98) untersucht. Die Ausgrabungen fanden im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogrammes "Romanisierung" ("Kelten, Germanen, Römer im Mittelgebirgsraum zwischen Luxemburg und Thüringen" Laufzeit: 1993-2000) unter der Projektleitung von Prof. Dr. K. Peschel statt. An den fünf Grabungskampagnen, die jeweils sechs bis neun Wochen in den Sommermonaten dauerten, waren neben Studierenden aus Jena, Halle und Leipzig auch Fachstudierende der Universität Omsk (Sibirien) beteiligt.

    Auf einer Gesamtfläche von nahezu 4500 qm konnten zahlreiche Pfostenstellungen von ein- bis dreischiffigen Häusern, Heubergen, Grubenhäuser sowie Siedlungsgruben freigelegt werden. Bei den Befunden ist ein jüngerkaiserzeitlicher Brunnen besonders herauszuheben. Neben Keramik wurden Waffen wie Schildbuckel und Kleidungsbestandteile wie Schnallen und Perlen gefunden. Zu den seltenen römischen Importgegenständen gehören Münzen und Bruchstücke von Terra-Sigilata-Gefäßen.

    Die Siedlung setzte im 1. Jh. n. Chr. ein, ihr Schwerpunkt lag im 2. und 3. Jh. Am Rand des Areals wurde im frühen Mittelalter die 783 erstmals genannte Siedlung Sülzdorf angelegt, die im 15. Jh. wüst fiel. Von ihr zeugen mehrere steingesetzte Brunnen und Siedlungsgruben.

    Projektleitung: Prof. Dr. Karl Peschel
    MitarbeiterInnen: Mathias Wiegert, M.A., Dr. Felix Teichner

    Fördernde und mitwirkende Institutionen: Deutsche Forschungsgemeinschaft; Römisch-Germanische Kommission (Gesamtprojekt "Romanisierung")

    Publikationen:

    Bernd Steidl, Die Germanen im Vorfeld des Limes. Archäologie in Deutschland 17, H. 3, 2001, 32 f.

    Felix Teichner, Eine Siedlung der römischen Kaiserzeit im thüringischen Sülzdorf, Kr. Hildburghausen. In: Alfred Haffner/ Siegmar von Schnurbein (Hrsg.), Kelten, Germanen, Römer im Mittelgebirgsraum zwischen Luxemburg und Thüringen. Akten des Internationalen Kolloquiums zum DFG-Schwerpunktprogramm "Romanisierung" in Trier vom 28. bis 30. September 1998. Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 5 (Bonn 2000) 77-93.

    Felix Teichner, Die germanische Siedlung Sülzdorf in Südthüringen. Weimarer Monogr. Ur- und Frühgesch. 40 (Weimar 2004).

Sonstiges

  • Collegium Jenense

    Frühe Universitätsgeschichte anhand des Kollegienquartiers und unter besonderer Berücksichtigung der Rektorengräber

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  • denkwerkPROJEKT »Lernen an anderen Orten«

    Lernen an anderen Orten

    Das Projekt "Lernen an anderen Orten - Die vorgeschichtliche Höhensiedlung Alter Gleisberg" soll Schülern Einblicke in die Forschungen der Prähistorischen Archäologie und seiner Nachbardisziplinen gewähren. Ausgangspunkt ist die wissenschaftliche Erforschung der Höhensiedlung "Alter Gleisberg" (Saale-Holzland-Kreis) am Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Diese wird zurzeit in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geografie und dem Bereich für Geophysik der Friedrich-Schiller-Universität Jena hinsichtlich des Besiedlungsablaufs sowie dessen naturräumlichen Auswirkungen untersucht. Zu diesem Zweck werden in jedem Sommer archäologische Ausgrabungen auf dem Alten Gleisberg durchgeführt. Parallel dazu werden Bodenproben entnommen und Pollenprofile erstellt. Darüber hinaus spielt der Einsatz geophysikalischer Prospektionsmethoden eine wichtige Rolle.

    Kern des Denkwerk-Projektes ist es, die Schülerinnen und Schüler der 5. bis 7. Klasse an diesem Beispiel mit der prähistorischen Entwicklung des Menschen sowie den Methoden und Arbeitsweisen der Prähistorischen Archäologie vertraut zu machen. Da für die Beantwortung vieler Fragen, die in diesem Zusammenhang aufgeworfen werden, eine Zusammenarbeit mit naturwissenschaftlichen Disziplinen erforderlich ist, sollen die Schülerinnen und Schüler zusätzlich einen Einblick in die Geographie und Geophysik erhalten. Dadurch soll den Schülerinnen und Schülern ein Eindruck davon vermittelt werden, wie sich Fragestellungen mithilfe der Kombination unterschiedlicher Methoden und Herangehensweise beantworten lassen. Darüber hinaus bietet das Projekt die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler bereits frühzeitig mit den langfristigen Auswirkungen anthropogenen Verhaltens auf die natürliche Umwelt vertraut zu machen. Vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen über Veränderungen der natürlichen Umwelt in Folge anthropogenen Verhaltens erscheint gerade dies als sinnvoll und wünschenswert.

    Das Projekt ist in drei Zyklen gegliedert, die jeweils ein Schuljahr umfassen. Jeder Zyklus setzt sich aus drei Abschnitten zusammen: 1) Theoretische und praktische Einführung der Schülerinnen und Schüler im Rahmen schulischer Arbeitsgemeinschaften, 2) Teilnahme an Ausgrabungen und geografischen/ geophysikalischen Feldarbeiten auf dem Alten Gleisberg, 3) Präsentation der Ergebnisse am "Tag der offenen Tür" in den Kooperationsschulen.

    Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem Bereich für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem Angergymnasium Jena und dem Friedrich-Schiller-Gymnasium Eisenberg und ist in das universitäre Forschungsprojekt zum Alten Gleisberg integriert.

    Projekttleitung: Prof. Dr. Peter Ettel (FSU Jena)
    Projekttkoordination: Dr. des. Florian Schneider (FSU Jena)
    Schulen: Angergymnasium Jena, Friedrich-Schiller-Gymnasium Eisenberg
    Naturwissenschaften: Dr. Heike Schneider (FSU Jena, Institut für Geographie), PD Dr. Thomas Jahr (FSU Jena, Institut für Geophysik)
    Kontakt: p.ettel@uni-jena.de, f.n.schneider@uni-jena.de

    Fördernde Institutionen

    • Robert-Bosch-Stiftung (seit 2012)
  • Direct Push applications in wetland (geo)archaeology

    D I R E C T   P U S H   A P P L I C A T I O N S
    in wetland (geo)archaeology

    In pre-historic and historic times floodplain edges and lake shorelines were preferential settlement areas. Buried archaeological features like pile-dwellings, weirs, hythes, or mills are fairly abundant in wetlands. These (geo)archaeological archives are highly valuable, since the high groundwater level ordinarily provides excellent preservation conditions for organic-rich proxy-parameters and artefacts. However, wetlands are characterised by difficult exploration conditions that require complicate and costly excavation techniques due to the impact of groundwater inflow and highly unstable trench edges. Alternatively used classical driving core techniques often suffer from high compaction rates of organic layers and thus show a bias in depth accuracies. Regarding these challenging issues we focus here on direct push sensing with special interest on two key sites in Bavaria: pile dwellings at Pestenacker (UNESCO-World Heritage Site) and Charlemagne's canal, the Fossa Carolina. Both locations represent prominent sites in wetlands which are characterised by complex archaeological strata but also by a high diversity of fluvial, palustrine and lacustrine facies types. Direct push sensing represents a set of tools for performing subsurface record Literaturs by pushing small-diameter, hollow steel rods with different probes into the ground. This technique is mostly applicable in unconsolidated sediments that are typically less than 30 m below the surface. Thus, continuous in situ measurements provide high-resolution vertical data logs up to a depth-accurate resolution in the cm-scale. We aim to evaluate the potential of direct push sensing in wetland (geo)archaeology. We focus on depth-accurate recording of buried archaeological structures and on the high-resolution detection of different facies types in wetlands. Within an integrated multidisciplinary approach, minimally invasive direct push techniques are combined with a large set of geophysical and (geo)archaeological methods. Direct push techniques will be applied in three different spatial dimensions: a) medium-scale detection of the lateral extents of archaeological sites, b) small-scale detection of wetland stratigraphies including their depth-accurately vertical dimension, and c) high-resolution microscale reconstruction of archaeological features. Our Pestenackerspecific objectives focus on the analysis of the lateral extent of the pile dwellings and their intercalation with the Neolithic water body, on the depth-accurate reconstruction of the site's vertical extent including the probable discovery of an earlier phase of foundation, and on minimal-invasive, micro-scale reconstruction of previous notexcavated pile dwellings. Our Fossa Carolina-specific objectives focus on the detailed reconstruction of buried Carolingian canal structures in zones of high groundwater-table. As archaeological excavations are difficult to conduct there, we will evaluate direct push sensing as an alternatively concept.

    Lukas Werther (Universität Jena, Co-Applicant): lukas.werther@uni-jena.de
    Principal Investigators:
    Jörg Hausmann (Leipzig University), Christoph Zielhofer (Leipzig University), Stefanie Berg-Hobohm (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege), Peter Dietrich (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig)
    Co-Applicants and Partners
    : Sven Linzen (IPHT Jena)

    Funding institutions

    • Deutsche Forschungsgemeinschaft (2016-2019)

    Bibliography

    zusammen mit J. Völlmer/C. Zielhofer/J. Hausmann/P. Dietrich/U. Werban/J. Schmidt/S. Berg,  Minimalinvasive Direct-push-Erkundung in der Feuchtboden(geo)archäologie am Beispiel des Karlsgrabens (Fossa Carolina). In: S. Berg et al. (ed.), Book of Abstracts Jahrestagung Arbeitskreis Geoarchäologie (Jena, München 2018), 60. (https://doi.org/10.22032/dbt.34521Externer Link)

    J. Hausmann/ C. Zielhofer/S. Berg-Hobohm/P.Dietrich/R. Heymann/U. Werban/L. Werther, Direct push sensing in wetland (geo)archaeology: High-resolution reconstruction of buried canal structures (Fossa Carolina, Germany). In: C. Zielhofer/W. Rabbel/S. Berg-Hobohm/T. Wunderlich (Ed.), Quaternary International, Special Issue "Integrated geophysical and (geo)archaeological explorations in wetlands" (submitted).

    J. Hausmann/C. Zielhofer/P. Dietrich/S. Berg-Hobohm/R. Heymann/U. Werban/L. Werther, Direct push tools in the frame of geoarchaeological site investigation in floodplains and wetlands. Abstract, 12. Jahrestagung des Arbeitskreis Geoarchäologie (Tübingen 2016). https://akgeoarchaeologie.de/de/181

    Leven, C., Weiss, H., Vienken, T., Dietrich, P., 2011. Direct-Push-Technologien - Effiziente Untersu-chungsmethoden für die Untergrunderkundung (Direct Push technologies-an efficient investigation method for subsurface characterization). Grundwasser 16, 221-234

    Koster, K., 2015. Cone Penetration Testing: A Sound Method for Urban Archaeological Prospection. Archaeological Prospection 23(19), 55-69.

    Hausmann, J., Dietrich, P., Vienken, T., Werban, U., 2016. Technique, analysis routines, and applica-tion of direct push-driven in situ color logging. Environmental Earth Sciences 75(11), 1‒21.

    Hausmann, J., Steinel, H., Kreck, M., Werban, U., Vienken, T., Dietrich, P., 2013. Two-dimensional geomorphological characterization of a filled abandoned meander using geophysical meth-ods and soil sampling. Geomorphology 201, 335-343.

  • Moroccan Desert Margins

    M O R O C C A N   D E S E R T   M A R G I N S

    Programme Maroc-Allemand de Recherche Scientifique: "Detecting and understanding hydro-climatic, ecological and socio-ecological tipping points: A multi-scale study at the Moroccan desert margin".

    The project directed by Christoph Zielhofer focuses on climatic and ecological tipping points in North African lakes and adjacent environments along the present-day desert margins of the Mediterranean region. The western Mediterranean desert margin is considered to be among the most sensitive landscapes to global warming. The major aim of our proposed project is to analyse the environmental variability on the Moroccan mountainous desert margin. This will enable us explicitly to understand the interactions between hydro-climatic, geomorphological, ecological and socio-ecological tipping points in the region, and furthermore to refine scenarios for future climate changes. A key concern of the planned project is the coupling of different spatial and temporal scales. We will focus on the two lake sites of Lake Sidi Ali (Middle Atlas) and Lake Tislit (High Atlas) and their adjacent terrestrial geo-ecosystems, including ancient lake shorelines. Our focus on these two sites will result in a NE to SW desert margin transect that encompasses a range of precipitation regimes, with increasing Saharan influence further inland. Our project will compile (palaeo)hydrological and (palaeo)ecological datasets and integrate them with archaeological, historical and modern land use data, thereby providing reconstruction of past conditions over a range of spatial and temporal scales.

    Preparing the archaeological part of the project, we focused on Lake Sidi Ali in the first step. Together with Abdeslam Mikdad and Fadoua Nekkal (INSAP). In spring 2016 we carried out a first field trip to survey the immediate surrounding of the lake based on fieldwalking, combined we geoarchaeological investigations. During this campaign we identified several sites of the Paléolithique Moyenne and the Epipaléolithique with a rich lithic material. Furthermore, we were able to identify campsites, burial places and economic infrastructure of younger periods.
    In a gully leading to the lake, we documented a fireplace with a stone pavement, buried by thick colluvia. Further investigations of mammal remains and charcoal will enlighten the chronological and functional classification as well as the environmental conditions.
    In 2017, research will be intensified based on field trips, remote sensing and a regional analysis of existing archaeological data from the High and Middle Atlas.

    Lukas Werther (Universität Jena, Co-Applicant): lukas.werther@uni-jena.de
    Partners: A. Mikdad (INSAP), F. Nekkal (INSAP), C. Zielhofer (Leipzig University), Clemens Pasda (FSU Jena), Florian Schneider (FSU Jena)
    Dauer: 2016-2017

    Funding Institutions

    • BMBF
    • Programme Maroc-Allemand de Recherche Scientifique MULTIPP
    • Friedrich-Schiller-Universität Jena, Anschubmittel des EU-Referentennetzwerkes

    Bibliography

    Linstädter 2014: Die früh- und mittelholozäne Besiedlungsgeschichte und der Beginn der produzierenden Wirtschaftsweise im Nordosten Marokkos. Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte 23, 173-223.

    Mikdad, Nami, Zielhofer, Nekkal, Amani 2012: Recherches sur le peuplement humain et l'évolution paléoenvironnementale durant le Pléistocène et l'Holocène au Moyen Atlas central: résultats préliminaires. Bulletin Archéologique du Maroc 22, 53-71.

    Linstädter, Eiwanger, Mikdad et al. 2012 : Human occupation of Northwest Africa. A review of Middle Palaeolithic to Epipalaeolithic sites in Morocco. Quaternary International 274, 158-174.

    Fletcher, Zielhofer 2013: Fragility of Western Mediterranean landscapes during Holocene Rapid Climate Changes. Catena 103, 16-29.

    Ruhlmann 1932 : Note archéologique sur l'Aguelman de Sidi-Ali (Moyen-Atlas, Maroc). Bulletin de la Société préhistorique de France 29,12, 556-569.

  • DAAD-Gastdozentur Dr. Aurel Zanoci
    Der Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte heißt die moldauischen Gäste Dr. Aurel Zanoci (re.) und Victor Dulgher (li.) herzlich willkommen.
    Der Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte heißt die moldauischen Gäste Dr. Aurel Zanoci (re.) und Victor Dulgher (li.) herzlich willkommen.
    Foto: Seminar für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie

    D A A D - Gastdozentur Dr. A U R E L  Z A N O C I (Wintersemester 2020/2021)
    Meine Gastdozentur

    Im Jahr 2019 schrieb der DAAD zwei Förderlinien für die Aufenthalte ausländischer Gastdozenten an deutschen Universitäten aus. Schnell kam gemeinsam mit den Kollegen aus Jena die Idee auf, dass es eine gute Sache wäre, sich auf dieses Projekt zu bewerben. Nicht nur aufgrund meines Forschungsprofil in den Metallzeiten des Dnjestr-Raumes, die dem Schwerpunkt der Archäologischen Forschung in Jena entsprechen, auch wegen meiner mehrjährigen, freundschaftlichen Verbindung zum Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte mit Sammlung UFG schien die Durchführung einer Gastdozentur als vorläufiger Höhepunkt unserer gemeinsamen Kooperation ein sehr lohnenswertes Unterfangen zu sein.

    Der Kontakt zu Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte mit Sammlung UFG der Friedrich-Schiller-Universität Jena begann durch einen Aufenthalt als Gastwissenschaftler (Dezember 2013 - Mai 2014) im Rahmen des Erasmus Mundus Programm. Während meines Forschungsaufenthaltes etablierte sich schnell eine Kooperation zwischen dem Jenaer Lehrstuhl und dem Institut für Rumänische Geschichte, Universalgeschichte und Archäologie der Staatlichen Universität von Moldawien. Schon im Juli 2014 führten Mitglieder des Lehrstuhls eine Forschungsreise nach Moldawien durch, um an meinen Ausgrabungen teilzunehmen. Hieraus entstand eine Kooperationsvereinbarung der beiden Institutionen, eine gemeinsame Tagung mit zugehöriger Publikation sind ein erstes Ergebnis. Im August des folgenden Jahres unternahmen Studierende des Jenaer Seminars eine DAAD-geförderte Exkursion nach Moldawien. Sie haben mehrere urnenfelder- und eisenzeitliche archäologische Denkmäler, wie z.B. Saharna Mare, Horodiște u.a. besucht und konnten vor Ort ihr Wissen zu Mitteleuropa mit den neuen Kenntnissen in Bezug setzen. Während eines erneuten Forschungsaufenthaltes in Jena (Dezember 2015 - Januar 2016) kam die Idee auf, ein gemeinsames Projekt für die Forschungen in Moldawien zu vorbereiten. Derzeit streben der Lehrstuhl in Chişinău, der Lehrstuhl in Jena, das Vorgeschichtliche Seminar Marburg und die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Institutes weitere gemeinsame Forschungen in Moldawien an, erste geophysikalische Prospektionen wurden im Oktober 2019 durchgeführt.

    Mein erneuter Aufenthalt in Jena im Rahmen der Gastdozentur stellt eine ideale Fortsetzung dieser fruchtbaren Kooperation dar. Allen Widrigkeiten der Corona-Pandemie zum Trotz und dank der Unterstützung zahlreicher Beteiligter sowie der durch den DAAD ermöglichten Verschiebung meines ursprünglich für das Sommersemester 2020 geplanten, halbjährigen Aufenthaltes auf das folgende Wintersemester konnte ich am 01. Oktober meine Gastdozentur antreten. So können die Jenaer Studierenden durch dezidierte Inhalte zur Archäologie zwischen mittlerer Donau und Dnjestr einen umfassenden Einblick in die Metallzeiten in diesem Raum gewinnen. Dadurch ergänzt die Gastdozentur hervorragend den in Jena ausgeprägten Schwerpunkt der Lehre in den mitteleuropäischen Metallzeiten um einen wichtigen, in der Regel aber nur oberflächlich behandelten angrenzenden Raum. Gleichzeitig können die Studierenden Qualifikationen im Wissenschaftsaustausch erwerben und lernen, wie wichtig internationale Kontakte in der modernen Archäologie sind. Der Schwerpunkt meiner Vorlesungen und Seminare liegt auf dem Mitteldnjestr-Gebiet, in dem ich schon mehrere Jahre an den urnenfelder- und eisenzetlichen Befestigungen und Siedlungen arbeite. So haben die Studenten aus Jena die Möglichkeit, die zum Teil noch unpublizierten Ergebnisse dieser Forschung aus erster Hand kennenzulernen. Außerdem ist es so möglich, die gemeinsamen Forschungsbestrebungen leichter zu koordinieren und im Rahmen eines gemeinsamen Workshops voranzubringen. So ist geplant, im kommenden Sommer 2021 - sofern die epidemiologische Lage es zulässt - gemeinsam mit den beteiligten Projektpartnern und einigen Studierenden in Horodiște Ţipova im Mittel-Dnjestr-Gebiet eine Ausgrabung durchzuführen.

    Ein erfreulicher Umstand ist, das gleichzeitig mit mir mein Doktorand Victor Dulgher in Jena ist, um an seiner Dissertation zu arbeiten. Seine Arbeit trägt den Titel "Häuser und Hausbau der Siedlungsgemeinschaften des Prut-Dnjestr-Raumes vom 12. bis 3. Jh. v. Chr." und hat zum Ziel, das eisenzeitliche Haus und seine Konstruktionsweisen der Steppen und Waldsteppen des Prut-Dnjestr-Gebietes diachron zu analysieren und zu vergleichen. Ausgehend vom derzeitigen Forschungs- und Ausgrabungsstand ist es das Ziel, die Spezifika des Hausbaues für jede Kultur der Eisenzeit im genannten Raum zusammenzutragen, zu katalogisieren und vergleichend auszuwerten. Sein Aufenthalt hier in Jena dient einerseits dem Zweck, bestehende Lücken im Katalog zu schließen und vergleichende Arbeiten durchzuführen.

    Zuletzt möchte ich allen Förderern und Unterstützern, allen voran dem Deutschen Akademischen Austauschdienst und , aber auch dem Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte mit Sammlung UFG sowie der Friedrich-Schiller-Universität Jena meinen Dank aussprechen.