Wilhelm Hammerschmidt (tätig ca. 1860 bis 1870): Gizeh, Cheops-Pyramide, vor 1864.

Alphons-Stübel-Sammlung früher Orientfotografien

Wilhelm Hammerschmidt (tätig ca. 1860 bis 1870): Gizeh, Cheops-Pyramide, vor 1864.
Foto: Wilhelm Hammerschmidt
James Robertson (1813-1888): Konstantinopel (Istanbul), vor 1857, signiert:
James Robertson (1813-1888): Konstantinopel (Istanbul), vor 1857, signiert: "Robertson", Salzpapierabzug vom Papiernegativ (?) 30,5 x 21,9 cm, InvNr. 0017.1.
Foto: James Robertson

Eine umfangreiche Sammlung früher Orientfotografien gehört zu den Schätzen des Seminars für Orientalistik in Jena. Mit über 650 großformatigen Originalabzügen der berühmten Fotostudios aus Konstantinopel, Beirut, Kairo, Alexandria und Algier aus der Zeit zwischen 1850 und 1890 ist sie eine der bedeutendsten Sammlungen ihrer Art. Sie wurde von dem Dresdner Geologen und Lateinamerikaforscher Alphons Stübel (1835–1904) zusammengetragen und kam Anfang des 20. Jahrhunderts in den Besitz der Universität Jena.

Die Fotografien des 19. Jahrhunderts aus der Zeit vor Rollfilm und Massenfotografie sind nicht nur wichtige, bislang wenig genutzte Dokumente für die Architektur, Sozial- und Kunstgeschichte des Orients, sondern erlauben einen frischen Blick auf eine längst untergegangene Zeit, noch vor oder gerade am Beginn der umwälzenden Veränderungen in den Ländern des Vorderen Orients.

Alle Objekte der Sammlung können Sie hier Externer Linkeinsehen!

Zangaki: Ägypten, Elephantine, vor 1890, signiert und beschriftet:
Zangaki: Ägypten, Elephantine, vor 1890, signiert und beschriftet: "Zangaki", "Vue [...] Elephantine [?] [...]", Albumin- oder Kollodiumpapierabzug 27,5 x 21,8 cm, InvNr. 0257.1.
Foto: Zangaki

Orientfotografie

Der Ankauf des Verfahrens von Daguerre durch die französische Akademie der Wissenschaf­ten im Jahr 1839, der als offizieller Beginn der Fotografie gilt, wurde unter anderem mit der Möglichkeit begründet, Hieroglyphen auf ägyptischen Monumenten schnell und genau ko­pieren und dokumentieren zu können. Jedoch war die Ursache für die rasche Anwendung und Verbreitung des Mediums im Orient vor allem der seit den dreißiger und vierziger Jahren einsetzende Tourismus des wohlhabenden europäischen Bürgertums (1835 erste regelmä­ßige Fährverbindung zwischen Marseille und Alexandria; Reiseagentur "Thomas Cook") und deren Nachfrage nach preiswerten Souvenirs.

Abdullah Frères (tätig zwischen 1858-1899): Kairo, Pilgerkarawane, vor 1890, signiert und beschriftet:
Abdullah Frères (tätig zwischen 1858-1899): Kairo, Pilgerkarawane, vor 1890, signiert und beschriftet: "Abdullah Frères", "Procession de Mahmel No. 330", Albuminpapierabzug 22,5 x 19,2 cm, InvNr. 0220.1.
Foto: Abdullah Frères

Die Fotografen

Fotografen der ersten Generation waren ein­zelne Europäer, die durch ihren Beruf - der Schotte James Robertson war Chefgraveur der osmanischen Münzstätte - oder aus Reiselust in den Orient kamen. In der zweiten Genera­tion waren christliche osmanische Bürger, Griechen wie Zangaki, aber vor allem Armenier wie G. Lékégian und die Abdullah Frères (Abdullahian) häufig Inhaber der Studios. Sie alle beobachteten eine Zeit, in der sich der Orient an der Schwelle zur Moderne befand.

Wie bei Wilhelm Hammerschmidt, Robert Murray oder der Jenaer Neuentdeckung D. Claus sind nä­here Lebensumstände vieler früher Fotografen unbekannt. Der Niedergang der Studios setzte Anfang der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts mit der Einführung der Kodak Nr. 1 und dem Rollfilm ein. Die einfache Kamera erlaubte dem Touristen seine eigenen fotografi­schen Ansichten.

Literatur

Stefan Heidemann und Babett Forster: Das Orientalische Münzkabinett und die Alphons-Stübel-Sammlung früher Orientphotographien. Orientalische Sammlungen an der Universität Jena, Wiesbaden 2019.

Babett Forster: Fotografien als Sammlungsobjekte im 19. Jahrhundert. Die Alphons-Stübel-Sammlung früher Orientfotografien, Jena 2010.

Beispielfoto aus der Alphons-Stübel-Sammlung
Ausstellung von Algerien-Fotografien aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert
Screenshot des Sammlungsportals der Uni Jena
Sammlungsportal der Universität Jena

Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie Interesse an der wissenschaftlichen Arbeit mit der Alphons-Stübel-Sammlung früher Orientfotografien haben.

Leitung

Frank Weigelt, Univ.-Prof. Dr.
Prof. Dr. Frank Weigelt
Raum 208
Zwätzengasse 4
07743 Jena
Sprechzeiten:
Donnerstag 14:00 bis 16:00 Uhr