
Alphons-Stübel-Sammlung früher Orientfotografien
Eine umfangreiche Sammlung früher Orientfotografien gehört wie die Frau Professor Hilprecht Collection of Babylonian Antiquities und das Orientalische Münzkabinett zu den Schätzen des Instituts für Orientalistik, Indogermanistik, Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie in Jena. Über 550 großformatige Originalabzüge der berühmten Fotostudios aus Konstantinopel, Beirut, Kairo, Alexandria und Port Said aus der Zeit zwischen 1850 und 1890 stellen eine der bedeutendsten Sammlungen ihrer Art dar. Sie wurde von dem Dresdner Geologen und Lateinamerikaforscher Alphons Stübel (1835–1904) zusammengetragen und kam Anfang des 20. Jahrhunderts in den Besitz der Universität Jena.
Die Fotografien des 19. Jahrhunderts aus der Zeit vor Rollfilm und Massenfotografie sind nicht nur wichtige, bislang wenig genutzte Dokumente für die Architektur, Sozial- und Kunstgeschichte des Orients, sondern erlauben einen frischen Blick auf eine längst untergegangene Zeit, noch vor oder gerade am Beginn der umwälzenden Veränderungen in den Ländern des Vorderen Orients.

![Zangaki: Ägypten, Elephantine, vor 1890, signiert und beschriftet: "Zangaki", "Vue [...] Elephantine [?] [...]", Albumin- oder Kollodiumpapierabzug 27,5 x 21,8 cm, InvNr. 0257.1. Bis heute ist die Identität des oder der Fotografen Zangaki nicht geklärt. Möglicherweise handelt es sich um das manchmal mit "C. und G." signierende Brüderpaar griechischer Abstammung. Neben topografischen Aufnahmen sind von ihrer Hand vor allem auch Genre- und Studioaufnahmen überliefert.](https://www.gw.uni-jena.de/phifakmedia/fakultaet/einrichtungen/institute/institut-fuer-orientalistik/orientalistik/sammlungen/alphons-stuebel-sammlung-frueher-orientfotografien/3-elephantine.jpeg?height=407&width=518)
Der Ankauf des Verfahrens von Daguerre durch die französische Akademie der Wissenschaften im Jahr 1839, der als offizieller Beginn der Fotografie gilt, wurde unter anderem mit der Möglichkeit begründet, Hieroglyphen auf ägyptischen Monumenten schnell und genau kopieren und dokumentieren zu können. Jedoch war die Ursache für die rasche Anwendung und Verbreitung des Mediums im Orient vor allem der seit den dreißiger und vierziger Jahren einsetzende Tourismus des wohlhabenden europäischen Bürgertums (1835 erste regelmäßige Fährverbindung zwischen Marseille und Alexandria; Reiseagentur "Thomas Cook") und deren Nachfrage nach preiswerten Souvenirs.
Fotografen der ersten Generation waren einzelne Europäer, die durch ihren Beruf - der Schotte James Robertson war Chefgraveur der osmanischen Münzstätte - oder aus Reiselust in den Orient kamen. In der zweiten Generation waren christliche osmanische Bürger, Griechen wie Zangaki, aber vor allem Armenier wie G. Lékégian und die Abdullah Frères (Abdullahian) häufig Inhaber der Studios. Sie alle beobachteten eine Zeit, in der sich der Orient an der Schwelle zur Moderne befand.
Wie bei Wilhelm Hammerschmidt, Robert Murray oder der Jenaer Neuentdeckung D. Claus sind nähere Lebensumstände vieler früher Photographen unbekannt. Der Niedergang der Studios setzte Anfang der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts mit der Einführung der Kodak Nr. 1 und dem Rollfilm ein. Die einfache Kamera erlaubte dem Touristen seine eigenen fotografischen Ansichten.
Erstmals zeigte im Sommer 1999 eine in Zusammenarbeit mit dem Fotozentrum der Universität entstandene Ausstellung "Der Orient im Blick. Die großen Fotostudios des 19. Jahrhunderts" eine Auswahl von 25 Reproduktionen der lange vergessenen Alphons-Stübel-Sammlung. Diese Ausstellung wurde vom 14. März bis 14. Juni 2001 auch im Goethe-Institut in Alexandria gezeigt.

Die Sammlung ist nicht öffentlich. Eine wissenschaftliche Nutzung ist nur nach Voranmeldung möglich.
Donnerstag 14:00 bis 16:00 Uhr