Was sind Kleine Fächer?

"[Die Unterscheidung von kleinen und großen Fächern ­– und damit die Entstehung des Begriffs 'Kleines Fach' – geht auf die Entwicklung der 'Massenuniversität' in den 1960er Jahren in der BRD zurück. Da sich die wachsenden Studierendenzahlen und in ihrer Konsequenz auch die zunehmenden Ausstattungen nicht gleichmäßig über alle Studienfächer verteilten, standen den zu 'Massenfächern' angewachsenen Disziplinen klein gebliebene Fächer wie Ägyptologie oder Vor- und Frühgeschichte gegenüber.] ..." (Quelle: https://www.kleinefaecher.de/kartierung/was-ist-ein-kleines-fach.html)

" [...] Für die Abgrenzung kleiner Fächer von großen und mittelgroßen Fächern wird ein quantitatives Kriterium herangezogen, welches sich auf die Zahl der Professuren je Standort bezieht. Diesem zufolge besitzt ein kleines Fach je Universitätsstandort nicht mehr als drei unbefristete Professuren, wobei es deutschlandweit bis zu zwei Ausnahmen geben darf. Da nicht jeder Wissenschaftszweig per se ein eigenständiges Fach darstellt, ist es erforderlich, Fächer gegenüber nicht-selbständigen Teildisziplinen abzugrenzen.

Dazu werden die folgenden fünf Kriterien herangezogen:

  1. Selbstverständnis als eigenständiges Fach [...]
  2. [nationale/internationale] Fachgesellschaft[en] [...]
  3. [nationale/internationale Fachzeitschrift[en] [...]
  4. Eigene unbefristete Professuren [...]
  5. Eigene Studiengänge/-schwerpunkte [...]"

(Quelle: https://www.kleinefaecher.de/kartierung/was-ist-ein-kleines-fach.html)Externer Link

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Alles Orchideen? – Die Kleinen Fächer der Philosophischen Fakultät an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Mit einem Orchideen-Fach ist umgangssprachlich ein eher seltenes, außergewöhnliches und schützenswertes Fach gemeint. Die botanische Anleihe rührt daher, dass Orchideen als exotische und anspruchsvolle Pflanzen gelten, die vielfach bewundert und von Liebhabern gesammelt werden. Einige Exemplare stehen auf Grund ihrer Seltenheit unter Naturschutz. Offiziell werden solche Fächer als Kleine Fächer bezeichnet.

An der Friedrich-Schiller-Universität Jena existieren insgesamt 37 sogenannte Kleine Fächer, 21 davon an der Philosophischen Fakultät, die die Gründungsfakultät und auch eine der größten Fakultäten der Universität ist. Zwölf Institute bieten mehr als 3.400 Studierenden einen Studienplatz. Die Philosophische Fakultät versteht sich als eine klassische Fakultät mit den Schwerpunkten Sprache und Literatur, Kunst und Philosophie, Geschichte und Kommunikation. Das sich daraus ableitende Studienangebot ist sehr vielfältig und umfasst mehr als 27 Bachelor-Studienfächer, 25 Masterstudiengänge sowie 11 Lehramtsfächer. Mehr als ein Viertel des Fächerspektrums der Philosophischen Fakultät entfällt auf Kleine Fächer.

Trotz ihrer Spezialisierung nehmen Kleine Fächer wichtige methodische und inhaltliche Scharnierpositionen in Lehre und Forschung unterschiedlicher Fachdisziplinen ein. Ihre Potenziale werden häufig erst bei näherer Auseinandersetzung mit den Fachinhalten deutlich. Zudem haben sie eine hohe gesellschaftliche und kulturelle Relevanz. An diesem Punkt setzten die Kleinen Fächer-Wochen der Philosophischen Fakultät im Wintersemester 2019/20 an: Über ein Potpourri an Veranstaltungen wurde die Vielfalt des Fächerspektrums sichtbar gemacht und Gegenstände und Perspektiven der Kleinen Fächer ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Gleichzeitig wurde die interdisziplinäre Vernetzung der Kleinen Fächer untereinander gefördert.