Copteraufnahme vom Alten Gleisberg aus Richtung Süden

Alter Gleisberg

Vorgeschichtliche Höhensiedlung in Mitteldeutschland
Copteraufnahme vom Alten Gleisberg aus Richtung Süden
Foto: Sören Hese

Kampagne 2023

Die Grabungsfläche 2023
Foto: Florian Schneider
Raster für die Entnahme von Phosphatproben 2023
Foto: Florian Schneider
Grabungsimpression 2023
Foto: Gregor Schneider
Grabungsimpression 2023
Foto: Gregor Schneider
Luftbild von Fläche 2 mit Gruben und Resten prähistorischer Abraumhalden 2023
Foto: Florian Schneider
Reste prähistorischer Abraumhalden in Fläche 2023
Foto: Florian Schneider

Der Alte Gleisberg bei Jena in Bronze- und Eisenzeit

Der Alte Gleisberg (Saale-Holzland-Kreis) liegt mahlerisch im Tal der Gleise, einem Zufluss der Saale. Er ist ein weithin sichtbarer Inselberg, der etwa 200 m über dem umliegenden Talboden aufragt. Das Plateau hat eine Größe von etwa 6,9 ha Gesamtausdehnung.

Nach frühen Nutzungsphasen im Neolithikum und der frühen Bronzezeit, wurde der Alte Gleisberg intensiv in der Urnenfelderzeit, der Späthallstatt- und Frühlatènezeit besiedelt. Für die mittlere und späte Latènezeit (Lt C, D) lässt sich ebenfalls Fundniederschlag verzeichnen. Folgend ist eine Nutzung erst wieder im 9./10. Jahrhundert belegbar.

Die metallzeitliche Besiedlung des Alten Gleisbergs zeichnet sich vor allem durch ein variantenreiches handwerkliches Spektrum aus. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die Herstellung von Sapropelitschmuck und eine vermutlich umfangreich Buntmetallproduktion.

Das Forschungsprojekt

Schon im 19. Jahrhundert setzte die archäologische Erforschung des Alten Gleisbergs unter F. Klopfleisch (1831-1989) ein, die unter anderem von G. Eichhorn (1862-1929) und G. Neumann (1902-1972) fortgeführt wurde.

Systematische archäologische Untersuchungen hingegen begannen erst am Beginn der 2000er Jahre. So wird der Alte Gleisberg seit 2004 in einem gemeinsamen Forschungsprojekt des Seminars für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie und des Instituts für Geowissenschaften (Geografie, Geologie und Geophysik) der Friedrich-Schiller-Universität Jena untersucht.

Im Mittelpunkt der Arbeiten steht zum einen die Frage nach dem genauen zeitlichen Ablauf der Besiedlung sowie deren Intensität und Form. Zum anderen gilt es die landschafts- und naturräumlichen Auswirkungen der Besiedlung zu untersuchen.

Ausstellung der Funde in Löberschütz

Am Fuß des Alten Gleisbergs wird ein Teil der Funde vom Alten Gleisberg zurzeit als Dauerleihgaben in der Alten Schule in Löberschütz ausgestellt. Für 2022 ist an diesem Ort die Eröffnung eines kleinen Museums zur Ur- und Frühgeschichte des Alten Gleisbergs geplant.

Ausgrabungskampagnen

  • Kampagne 2023

    Die interdisziplinäre Lehr- und Forschungsgrabung 2023 des Lehrstuhls Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena auf dem Alten Gleisberg fand vom 1.–22. August statt. Ziel der Kampagne war die weitere archäologische Untersuchung eines spätbronze-/ältereisenzeitlichen Nutzungsareals auf der Nordterrasse, in dem 2020 und 2022 eine große Anzahl an Gussformfragmenten für die Produktion von bronzenen Hals- und Armringen gefunden wurden. 

    Zu diesem Zweck wurden im Anschluss an die Flächen von 2020 und 2022 zwei Grabungsflächen mit Maßen von jeweils 5 x 5 m und 3 x 5 m geöffnet. In diesem Areal konnte eine sehr dichte Befundstreuung aus über 70 Befunden dokumentiert werden. Größtenteils handelt es sich um Pfostengruben.

    Außerdem ließen sich in diesen Flächen wichtige Daten zur Rekonstruktion der metallzeitlichen Geländeoberfläche gewinnen lassen. Hierfür spielen die Reste wohl metallzeitlicher Abraumhaufen eine wichtige Rolle, deren Ausdehnung und Gestalt sich in diesem Jahr deutlich besser als 2022 erfassen ließen.

    In den beiden Flächen ließ sich die südliche Grenze des Areals fassen, in dem Gussformfragmente vorkommen. Spannend ist, dass Gussreste wie kleine Bronzetropfen auch außerhalb dieser Schicht vorkommen. In deren Verbreitungsareal fanden sich unerwartet dichte Konzentrationen an gebranntem Kalkstein.

    Insgesamt deutet sich an, dass mit den Grabungsflächen ein kleines spätbronze-/ältereisenzeitliches Produktionsareal für die Herstellung von Buntmetallschmuck angeschnitten wurde. Stellenweise muss zudem davon ausgegangen werden, dass ein alter Laufhorizont erfasst worden sein könnte.

    An der Ausgrabung nahmen insgesamt 15 Fachstudentinnen und -studenten der Universität Jena sowie eine Doktorandin des Max-Planck-Instituts für Geoanthropologie in Jena teil. In der zweiten Grabungswoche fand parallel zu den Ausgrabungen die archäologische Sommerfreizeit statt, die durch Dr. Axel Weidner (Löberschütz) und der Alten Gleisberg gGmbH organsiert war. Am 14. August fand eine bodenkundliche Exkursion unter Leitung von Prof. Beate Michalzik (Professur für Bodenkunde, Friedrich-Schiller-Universität Jena) auf dem Alten Gleisberg statt.

    Die Grabungsleitung lag bei PD Dr. Florian Schneider (Gesamtprojektleitung Prof. Dr. Peter Ettel).

  • Kampagne 2022

    Kampagne 2022

    Die Lehr- und Forschungsgrabung 2022 des Lehrstuhls Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena auf dem Alten Gleisberg fand vom 1.–19. August statt. Ziel der Kampagne war die weitere archäologische Untersuchung eines spätbronze-/ältereisenzeitlichen Nutzungsareals auf der Nordterrasse, in dem 2020 eine große Anzahl an Gussformfragmenten für die Produktion von bronzenen Hals- und Armringen gefunden wurden.
    Zu diesem Zweck wurden zwei Grabungsflächen geöffnet mit Maßen von jeweils 5 x 5 m geöffnet. In diesem Bereich konnten über 50 Befunde dokumentiert werden, bei denen es sich vor allem um Pfosten- und normale Siedlungsgruben handelt. Außerdem konnten die prähistorischen Abraumhaufen, die beim Anlegen dieser Gruben entstanden erfasst werden.
    Wichtigstes Ergebnis der Kampagne aber ist, dass sich die zentrale Kulturschicht von 2020 weiterverfolgen und die Zahl an Gussformfragmente deutlich vergrößern ließ. Es dürfte sich um einen Werkplatz oder ein Grubenhaus handeln, in dem Produktionsabfälle deponiert wurden. Die Gesamtausdehnung des Befundes allerdings ließ sich auch in dieser Kampagne noch nicht fassen.
    An der Ausgrabung nahmen insgesamt 15 Fachstudentinnen und -studenten sowie eine Studentin der Geowissenschaften der Universität Jena teil. In der dritten Grabungswoche fand parallel zu den Ausgrabungen die archäologische Sommerschule statt, die durch Dr. Axel Weidner (Löberschütz) und der Alten Gleisberg gGmbH organsiert war. Die örtliche Grabungsleitung lag bei Dr. Florian Schneider (Gesamtprojektleitung Prof. Dr. Peter Ettel).

  • Kampagnen 2018-2020

    Kampagne 2020

    Das Ziel der Ausgrabungskampagne bestand darin, der Frage nach möglichen Befestigungen auf der Nordterrasse nachzugehen. Hierfür wurden zwei Schnitte angelegt: zum einen eine 5x5 m Fläche direkt im Anschluss an die Fläche von 2019, in der die Befundlage Hinweise auf eine Zweischalenmauer lieferte; und zum anderen kurz oberhalb des südwestliches Steilabhanges Richtung Jenalöbnitz, um dort eine im Gelände obertägig erkennbare wallartige Struktur zu schneiden. In beiden Fällen ließen sich die Anhaltspunkte auf eine Befestigung nicht erhärten.

    Das überraschende an der Kampagne in diesem Jahr war aber die Entdeckung einer kleinen Konzentrationszone an Gussformfragmenten. So wurden auf einer Fläche von ca. 6 m², nur wenige Meter oberhalb des Steilabfalls nach Löberschütz, fast 30 Fragmente tönerner Gussformen entdeckt. Die Negative stammen dabei durchweg von schlichten rundstabigen Ringen, die von mehreren Gussformen für Ringe leicht unterschiedlicher Durchmesser stammen.

    Darüber hinaus hebt sich diese Fundzone durch eine Massierung an Schlacken von den Grabungsflächen der vergangenen Jahre ab. Zusätzlich wurden in ihr größere Mengen an Keramik und Tierknochen sowie größere Konzentrationen an Mollusken, die haufenweise beieinanderlagen, aufgedeckt.

    Eingefasst war diese Fundkonzentration durch mehrere größere Pfostengruben, gleichwohl die Rekonstruktion einer Gebäudestruktur o. ä. auf Grundlage der diesjährigen Grabungsergebnisse nicht möglich ist. Allerdings darf angenommen werden, dass es sich bei diesen Fundstreuungen nur um den Teil eines größeren Fundareals handelt, so dass eine zukünftige Erweiterung der diesjährigen Grabungsfläche zu einem vertieften Verständnis von Funktion und Deponierungsgeschichte der hier beschriebenen Fundstreuung beitragen dürfte.

    Kampagne 2019

    Die Grabungskampagne von 2019 schloss sich inhaltlich an die Untersuchungen der Jahre 2014 und 2017 an und sollte zur weiteren Klärung der Frage der Befestigung der Nordterrasse in der späten Bronze- und Eisenzeit beitragen.

    Bereits seit den Anfängen der Grabungen auf dem Gleisberg liegen durch verschiedenen geophysikalische Untersuchungen Hinweise auf Reste einer Befestigung der Nordterrasse vor. In den beiden Kampagnen von 2014 und 2017 wurden bereits zwei Schnitte innerhalb dieser prospektierten Anomalien angelegt. Beide erbrachten auch eine größere Struktur aus gebrannten bzw. gestampften Lehm, die als Auslöser der Anomalie gedeutet werden konnte. Einen sicheren Hinweis auf eine Befestigung erbrachten diese aber nicht. Daher wurden in diesem Jahr zwei weiteren Schnitte angelegt.

    Der erste befand sich in direkter Verlängerung des Schnittes von 2014 und setzte diesen über die Hangkante hinweg fort. Innerhalb des Schnittes wurden keine archäologischen Befunde dokumentiert, dafür gelang es eine große Anzahl an Fundobjekten, vor allem Tierknochen und Keramikfragmente aus dem Kolluvium zu bergen.

    Für die Frage nach der Befestigung erwies sich der zweite Schnitt allerdings als wichtiger. Nach Abtrag des Kolluviums, indem sich wiederum eine größere Menge an Keramikscherben und Tierknochen befand, gelang es die Reste einer verstürzten Steinkonstruktion aufzudecken. Diese lag dem anstehenden Boden auf und war durch Pfostenstellungen durchsetzt. Da sich nur die unterste verstürzte Steinlage erhalten hat, ist die genaue Deutung zwar schwierig, dennoch lässt sich der Befund als Reste einer Befestigungsmauer deuten. Diese könnte analog zu zeitgleichen Bauwerken wie beispielsweise auf dem Johannisberg als Zweischalenmauer ausgeführt sein.

    Insgesamt lässt sich somit für die diesjährige Kampagne festhalten, dass sie erstmal sichere Belege für eine Befestigung der Nordterrasse erbracht hat, die wir in den nächsten Jahre noch weiter untersuchen möchten.

    Kampagne 2018

    Die Grabungskampagne 2018 sollte sich erstmals nicht dem Plateau des Alten Gleisbergs sondern eines Befundes am südwestlichen Abhang widmen. An dieser Stelle befindet sich im digitalen Geländemodell gut sichtbar ein markanter Hügel. Da es sich bei diesem um einen Grabhügel handeln könnte und es in den vergangenen Jahren bereits Eingrabungen in die Erhebung gab, wurde beschlossen diesen Hügel näher zu untersuchen.

    Zu Beginn der Untersuchungen erfolgte die Entfernung des Unterholzes auf dem gesamten Bereich. Anschließend wurde ein Kreuzschnitt angelegt, von dem die beiden gegenüberliegenden Quadranten zur Ausgrabung ausgewählt wurden. Im Zuge der Abtiefung der beiden Flächen zeigte sich sehr schnell das es sich bei dem Hügel nicht um einen Grabhügel sondern um einen natürlich gewachsenen Befund aus Schichten des Rötgipses handelt. Dennoch erbrachten die Grabungen interessante archäologischen Befunde. So gelang es zum einen, eine Stelle freizulegen, an der der Abbau der Gipsschichten erfolgt bis in eine Tiefe von fast 2 m unter der heutigen Oberfläche erfolgt ist. Im Randbereich der Erhebung wurden zudem mehrere Steinsetzungen aufgedeckt, die teilweise mit Holzkohle durchmischt waren. Zwischen diesen fanden sich mehrere Keramikscherben, die eine Datierung in das späte 14./frühe 15. Jahrhundert ermöglichen. Ob dies auch der zeitliche Ansatz des Gipsabbaus an dieser Stelle ist, kann aufgrund des Mangels an Funden aus dem Abbauschacht nicht abschließend gesagt werden.

    Insgesamt lässt sich zu der Kampagne 2018 sagen, dass diese zwar nicht den erhofften Grabhügel erbrachte, mit Hinweisen auf den Abbau des anstehenden Rötgipses sowie spätmittelalterliche Befunde aber einen wichtigen Beleg für die Begehung des Alten Gleisberges bzw. dessen direkten Umfeldes auch lange nach den Hauptnutzungsphasen der Anlage belegt.

  • Kampagnen 2013-2017

    Kampagne 2017

    Die vierwöchige Grabungskampagne 2017 schloss direkt an die Untersuchungen von 2014 an. Damals wurde versucht in einem Schnitt von 25 m Länge und 5 m Breite eine Anomalie im Geomagnetplan zu untersuchen, die eventuell mit einer Befestigung der Nordterrasse in Verbindung stehen könnte. Dabei wurde innerhalb der Anomalie eine Struktur aus gebrannten Lehm beobachtet, die allerdings zum Teil außerhalb des Grabungsschnittes lag. Aus diesem Grund wurde in diesem Jahr ein weiterer Schnitt von 5 x 10 m Größe angelegt um die Lehmstruktur weiter zu verfolgen.

    Wie in den vergangenen Jahren wurde die Grabung auch in diesem Jahr durch insgesamt 7 Kinder des Archäologiecamps sowie 10 Schülern des Angergymnasiums und des Christlichen Gymnasiums Jena im Rahmen des Robert-Bosch-Projektes "Lernen an anderen Orten" unterstützt.

    Beim Abtiefen der Schnitte konnte in den ersten 0,4 - 0,8 m ein Kolluvium dokumentiert werden, das bereits in den Vorjahren mehrfach beobachtet wurde. Aus diesem wurde das meiste Fundmaterial geborgen. Unter den Funden befinden sich neben einer Vielzahl Keramikscherben und Tierknochen auch Bronzeschmuck, ein eisernes Fibelfragment sowie ein eisernes Tüllenbeil. Befunde wurden innerhalb des Kolluviums nur wenige beobachtet. Zu diesen zählte aber die gesuchte Lehmstruktur, die mit einer Ausdehnung von ca. 5 x 4 m vollständig aufgedeckt wurde. Ob es sich dabei aber tatsächlich um Überreste einer Befestigung der Nordterrasse handelt, müssen erst weitere Untersuchungen zeigen.

    Unterhalb des Kolluviums zeichnete sich ein Horizont ab, in dem sich eine große Anzahl an Pfostengruben befand. Eine Rekonstruktion der Pfostenstellungen zu Gebäudegrundrissen ist allerdings zur Zeit nicht möglich.

    Kampagne 2016

    Die Grabungskampagne 2016 schloss direkt an die Untersuchungen von 2009 an. Damals wurde ein 70 m langer Schnitt über die Nordterrasse gelegt, um eine Datierung der sichtbaren Geländestufen zu erlangen. Im Zuge der Untersuchungen wurden drei Befunde im Profil angeschnitten, bei denen es sich aufgrund der Größe und Form um die Reste von vorgeschichtlichen Grubenhäusern handeln könnte. 2016 wurden nun diese drei Bereiche auf einer Fläche von jeweils 5 x 5 m genauer untersucht.

    Wie in den vergangen Jahren wurden die Grabung auch 2016 durch insgesamt 26 Kinder des Archäologiecamps sowie 8 Schülern aus dem Robert-Bosch-Projekt "Lernen an anderen Orten" unterstützt.

    Innerhalb der drei Grabungsschnitte zeichnete sich auf den ersten 0,3 - 0,6 m, das bereits in den Vorjahren beobachtete Kolluvium ab. Aus diesem stammte wiederum der größte Teil des Fundmaterials, Befunde waren innerhalb des Kolluviums aber nicht erkennbar. Als besondere Funde aus dem Kolluvium sind neben zahlreichen Scherben und Tierknochen auch Gußformfragmente, Bronzegegenstände, ein Eberzahn, Sapropelitfragmente und ein Bergkristallfragment zu nennen.

    Unterhalb des Kolluviums zeichnete sich ein befundführender Horizont ab, indem auch die drei Strukturen sichtbar wurden, die 2009 im Profil aufgedeckt wurden. Alle drei Befunde zeichneten sich annähernd rechteckig im anstehenden Boden ab und es zeigten sich auch Reste von Pfostengruben in unmittelbarer Nähe zu den Verfärbungen. Ob es sich bei den aufgedeckten Strukturen aber tatsächlich um Grubenhäuser handelt, werden es die Auswertungen der Ergebnisse in den nächsten Monaten zeigen.

    Kampagne 2014

    Im Zuge der elfwöchigen Grabungskampagne 2014 wurde eine Fläche von 23 x 5 m Größe auf der Nordterrasse des Gleisberges untersucht. Die Fläche schloss direkt an die Untersuchungen von 2005 bis 2008 an und sollte zur Klärung einer möglichen Befestigung der Nordterrasse beitragen.

    Wie bereits in den vergangenen Jahren wurde die Grabung durch ein Archäologiecamp mit ca. 20 Kindern sowie mehreren Schülern von zwei Gymnasien aus Jena und Eisenberg im Rahmen des Robert-Bosch-Projektes "Lernen an anderen Orten" unterstützt.

    Innerhalb des Grabungsschnittes zeichnete sich zuoberst ein Kolluvium von 0,3 - 1,5 m Stärke ab. Innerhalb des Kolluviums wurden keine Befunde beobachtet. Dafür wurde aus der Schicht der größte Teil des Fundmaterials geborgen. Darunter befanden sich mehrere Bronzenadeln, eine bronzene Pfeilspitze, Feuer- und Felssteingeräte sowie mehrere Fragmente von Gussformen und gekalkten Wandbewurf. Die wichtigsten Funde aus dem Kolluvium stellen aber drei Sapropelitfragmente dar. Zwei davon sind Armringfragmente, wie sie bereits von den Altfunden des Alten Gleisberges bekannt sind. Das dritte Stück weist hingegen eine rechteckige Form auf und zeigt keinerlei Hinweise auf einen Radius, wodurch es sich dabei nicht um ein Stück eines Armringes handeln kann. Einige Schnitzspuren die an dem Artefakt zu beobachten sind, deuten viel mehr darauf hin, dass es sich dabei um Produktionsabfall handeln könnte. So würde für den Gleisberg ein möglicher Beleg für eine Sapropelitverarbeitung vorliegen, der bisher für Thüringen singulär ist.

    Unterhalb des Kolluvium zeichneten sich innerhalb der Fläche drei Befundhorizonte ab. Der unterste bestand aus wenigen Pfosten, die sich aufgrund der Funde, darunter eine Silexpfeilspitze und ein durchlochter Tierzahn, in das späte Neolithikum datieren lassen. Über diesem Horizont wurde innerhalb der Profile eine Bodenbildung beobachtet. In diese eingetieft, bzw. darüber liegend befanden sich die beiden oberen Befundhorizonte, die sich der späten Bronzezeit sowie der vorrömischen Eisenzeit zuweisen lassen.

    Der Nachweis einer möglichen Befestigung der Terrasse durch einen Wall, die sich aufgrund der vorherigen geomagnetischen Untersuchung vermuten ließ, wurde durch die Grabung nicht bestätigt. An Stelle der in der Geomagnetik sichtbaren Anomalie befand sich im Grabungsbefund eine ca. 2 x 1,4 m große und etwa 0,1 m starke Schicht aus gebranntem Lehm. Ob es sich hierbei um die Überreste eines Gebäudes oder einer Feuerstelle handelt, konnte während der Grabung nicht abschließend geklärt werden, da der Befund teilweise außerhalb der Grabungsfläche lag. Ob diese Ergebnisse für die Nichtbefestigung der Terrasse sprechen oder sich diese außerhalb der Grabungsfläche befindet, können nur weiteren Grabungen klären.

    Kampagne 2013

    Die Kampagne 2013 umfasste einen Zeitraum von zwölf Wochen vom 15. Juli bis zum 11. Oktober. Teilnehmer waren 15 Studenten der FSU Jena sowie der Universität Leipzig unterschiedlicher Fachrichtungen.
    In der ersten Grabungswoche fand parallel zu den Ausgrabungen ein fünf tägiges Grabungspraktikum der Teilnehmer des Robert-Bosch-Projektes "Lernen an anderen Orten" statt. Die Teilnehmer dieses Projektes bestanden jeweils aus Schülern der fünften und sechsten Klassen des Friedrich-Schiller-Gymnasiums zu Eisenberg und des Anger-Gymnasiums zu Jena. In der dritten Grabungswoche fanden parallel zu den Ausgrabungen das "Archäologiecamp" für Kinder und Jugendliche des Heimatkundevereins "Alter Gleisberg" e.V. statt. Der Fokus der diesjährigen Untersuchung lag auf der Klärung der Fragestellung zur
    Erfassung der Befundstreuungsgrenzen im Bereich des Mittelriegels. Jene Zone wurde gewählt um das bereits in der letztjährigen Grabung erkannte befundreiche Areal des Schnittes 9 in seiner Ausdehnung weiterzuverfolgen. Ebenfalls sollte die Grabungsfläche innerhalb des, seit dem letzten Jahr bestehenden, Quadrantenrasters (5x5m) so gelegt werden, dass die Anschlussflächen zu den Schnitten 9, 10 und 11 der letztjährigen Grabung ergraben werden konnten, um so eine größere archäologisch untersuchte Fläche auf dem Mittelriegel zu erhalten. Die Grabungskampagne 2013 erbrachte insgesamt 144 Befunde bzw. Befundnummern (Befund 410 bis Befund 554), wovon 105 als archäologischer Befund, 30 als Fundkonzentrationen, 5 als geologischer Befund und 1 Befund als moderne anthropogene Störung angesprochen werden konnten. Jene 105 archäologischen Befunde konnten als in den anstehenden Muschelkalk eingetiefte Pfostengruben identifiziert werden.
    Eindeutig zuweisbare Befundzusammenhänge im Sinne einer Rekonstruktion von Gebäudestrukturen konnten zum Zeitpunkt der Grabung noch nicht festgestellt werden, da sich auf der Grabungsfläche ein Befundcluster abzeichnete, welches sich auf den ersten Blick zusammenhanglos über die Fläche verteilte. Jedoch können parallele und rechtwinklige Befundzusammenhänge in verschiedenen Richtungen vermutet werden, was auf mögliche Gebäudestrukturen und eine eventuelle Mehrphasigkeit der Bebauung des Areals hinweist.

Grabungsimpressionen

Die Grabungsfläche 2023
Foto: Florian Schneider
Raster für die Entnahme von Phosphatproben 2023
Foto: Florian Schneider
Grabungsimpression 2023
Foto: Gregor Schneider
Grabungsimpression 2023
Foto: Gregor Schneider
Luftbild von Fläche 2 mit Gruben und Resten prähistorischer Abraumhalden 2023
Foto: Florian Schneider
Reste prähistorischer Abraumhalden in Fläche 2023
Foto: Florian Schneider
Lokale Fundstreuung 2023
Foto: Florian Schneider
Profil von zwei Gruben 2023
Foto: Florian Schneider
Ansicht auf den Alten Gleisberg aus Richtung Südwest
Foto: Ivonne Przemuß
Grundriss eines Pfostengebäudes auf der Nordterrasse, 2016
Foto: Enrico Paust
Führung im Rahmen der Ausgrabung, 2017
Foto: Johannis Blaha
: Grabungsarbeiten im Bereich des mittelalterlichen Gipsabbaus am Südhang, 2018
Foto: Enrico Paust

Publikationen

P. Ettel/E. Paust, Alter Gleisberg, Jenzig und Johannisberg bei Jena – Höhensiedlungen der Bronze- und Eisenzeit an der mittleren Saale in Thüringen. Alt-Thüringen 47, 2020/2021, 107-126.

Ettel/E. Paust/A. Voigt, Archäologische Ausgrabungen auf dem Alten Gleisberg, Saale-Holzland-Kreis, in den Jahren 2017 bis 2019. Neue Ausgr. u. Funde in Thüringen 10, 2018/2019, 19-30.

Ettel (Hrsg.), Alter Gleisberg I. Eine Höhensiedlung der Bronze- und Eisenzeit bei Jena. Jenaer Schriften zur Vor- und Frühgeschichte 7 (Jena & Langenweissbach 2017).

Ettel/E. Paust/ F. Schneider/ T. Jahr/ B. Michalzik, Archäologische Ausgrabungen, geoarchäologisches Praktikum, Archäologiecamp und Robert-Bosch-Projekt auf dem Alten Gleisberg, Saale-Holzland-Kreis, in den Jahren 2014 und 2016. Neue Ausgr. und Funde in Thüringen 9, 2016/2017, 87-100.

Ettel, Die vorgeschichtliche Höhensiedlung auf dem Alten Gleisberg. Jenaer Archäologische Forschungen 1 (Jena 2015).

Ettel/ C. Arnold/ Th. Jahr/ L. Kleinsteuber/ W. Mörbe/ E. Paust/ R. Rochlitz/ F. Schneider/ H. Schneider, Geoarchäologisches Praktikum der FSU Jena 2012/13 auf dem Alten Gleisberg, Saale-Holzland-Kreis. Neue Ausgr. u. Funde in Thüringen 8, 2014/2015, 29-42.

Ettel, Exkurs: Das Lehr- und Forschungsprojekt Alter Gleisberg. In: P. Ettel/ K. Klinger/ F. Schneider (Hrsg.), KulturFluss. Materialübung über die Archäologie des mittleren Saaletals. Aus 150 Jahren Sammlung für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Laborberichte 2 (Weimar 2014) 112-125.

Ettel/ Th. Jahr/ L. Kleinsteuber/ A. Petruck/ F. Schneider/ H. Schneider/ Ch. Tannhäuser/ S. Zeumann, Geoarchäologisches Praktikum der FSU Jena 2010 und 2011 auf dem Alten Gleisberg, Saale-Holzland-Kreis. Neue Ausgr. Und Funde in Thüringen 7, 2012/2013, 97-107.

Ettel/ Th. Jahr/ A. Meier/ B. Michalzik/ M. Naujocs/ S. Richter/ H. Schneider/ R. Schöner/ Ch. Tannhäuser, Geoarchäologisches Praktikum der FSU Jena 2009 auf dem Alten Gleisberg, Saale-Holzland-Kreis. Neue Ausgr. u. Funde in Thüringen 6, 2011, 75-90.

Ettel, Neue Forschungen auf dem Alten Gleisberg, Saale-Holzland-Kreis. Neue Ausgr. u. Funde in Thüringen 5, 2009, 17-26.

Simon, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Alten Gleisberges bei Bürgel, Kr. Eisenberg. Ungedr. Diplomarbeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Jena 1962).

Ders. Ein Bucchero-Fragment vom Alten Gleisberg bei Bürgel (Thüringen). Arbeits- u. Forschungsber. sächs. Bodendenkmalpfl. 41, 1999, 61-96.

Beteiligte Wissenschaftler

Projektleitung: Prof. Dr. Peter Ettel (FSU – Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie)

Projektkoordination: Dr. Florian Schneider (FSU – Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie)

Bodenkundliche Analysen: Prof. Dr. Beate Michalzik (FSU – Geowissenschaften)

Fundauswertung Nordterrasse bis 2020: Dr. Enrico Paust (FSU – Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie)

Fundauswertung Mittelplateau und Nordterrasse ab 2021: Dr. Florian Schneider (FSU – Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie)

Fördernde und mitwirkende Institutionen

  • ML Service GmbH
  • Leibnitz-Institut für Photonische Technologien (IPHT Jena)
  • Freistaat Thüringen - Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
  • Freistaat Thüringen - Landesanstalt für Umwelt und Geologie
  • FSU Jena - Institut für Geographie, Lehrstuhl für Bodenkunde
  • FSU Jena - Institut für Geographie, Fernerkundung
  • FSU Jena - Institut für Geowissenschaften, Lehrstuhl für Allgemeine Geophysik
  • Agrofor Consulting & Products
  • SpVgg. Rot-Weiß Graitschen e.V.
  • Sparkassenstiftung Jena-Saale-Holzland
  • Robert-Bosch-Stiftung (bis 2017)
Peter Ettel, Univ.-Prof. Dr.
Leiter des Seminars, Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte
vCard
Lehrstuhl Ur- und Frühgeschichte
Löbdergraben 24a
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link