Forschungsprojekte in der Sprechwissenschaft und Phonetik

Unsere Forschungsfelder umfassen sowohl sprechwissenschaftliche als auch phonetische Themengebiete. Wir untersuchen akustische, artikulatorische und perzeptuelle Aspekte der Sprache und bearbeiten dabei soziolinguistische, dialektologische und rhetorische Fragestellungen.

Vater und Baby schauen ein Buch an
Foto: Anne Siepchen
In diesem Forschungsprojekt (AVarE) wird der Zusammenhang zwischen geschlechtsspezifischer Sprache und geschlechtsspezifischen Rollen (hier: Elternrolle) untersucht
Probandin bei artikularischer Sprachaufnahme
Foto: Lehrstuhl für Sprechwissenschaft und Phonetik
Dieses Forschungsprojekt untersucht ausgewählte akustische und artikulatorische Merkmale, um der Frage nachzugehen, inwiefern sich Sprechweisen zwischen Frauen und Männern im Deutschen unterscheiden
soziale und biologische Einflussfaktoren auf sprachliche Variation
Foto: Melanie Weirich
Im Rahmen einer Heisenberg Professur widmet sich dieses Forschungsprojekt der Interpretation sprachlicher Variabilität mit dem Ziel, das Zusammenspiel biologischer und sozialer Faktoren zu analysieren
Gipsabdruck mit Aufsatz
Foto: Adrian Simpson
Ejektive werden wohl phonemisch bspw. dem Georgischen zugeordnet. Dass sie aber auch im Englischen und Deutschen epiphänomenal und/oder soziophonetisch vorkommen, ist eher unbekannt
Aufbau eines Experimentsettings
Foto: Riccarda Funk
Dieses Forschungsprojekt geht der Frage auf die Spur, weshalb geschlechtsspezifische Unterschiede in präpubertären Stimmen trotz anatomisch gleicher anatomischer Voraussetzungen wahrnehmbar sind
Hände bilden einen Kreis
Foto: pixabay
Dieses DFG-Forschungsprojekt untersucht Stimuli zur sozialen Wahrnehmung, Kategorisierung und Eindrucksbildung in Bezug auf die Kategorien Geschlecht und Ethnizität

Studien aus der Sprechwissenschaft/Phonetik

MRT Bild Mann und Frau
Liegt das an sozialen Faktoren oder auch an der Anatomie?
Perzeptionstest zur Sprechgeschwindigkeit
Wodurch die Wahrnehmung des Sprechtempos beeinflusst wird
Akustischer und artikulatorischer Vokalraum bei Männern und Frauen
Selbstzugeschriebene Femininität von Frauen und Männern in Deutschland und Schweden
Hat Femininität einen Einfluss auf das Sprechen?
Bilder zur Erhebung von Sprachdaten
Unterscheiden sich Mütter und Väter?
Vokalräume von drei Sprecherinnen

Technische Ausstattung

Elektromagnetische Artikulographie
EMA mit Versuchsperson
EMA mit Versuchsperson
Foto: Professur für Sprechwissenschaft

Um die Bewegungen der Zunge beim Sprechen möglichst präzise abzubilden, nutzen wir Aufnahmen mit dem Elektromagnetischen Artikulographen (EMA, NDI-Wave). Kleine Spulen werden dabei auf die Zunge, die Lippen und den Unterkiefer geklebt, um alle horizontalen und vertikalen Aktivitäten zu dokumentieren.

Ultraschall
Ultraschall
Ultraschall
Foto: Professur für Sprechwissenschaft

Das Ultraschallgerät ist ein weiteres bildgebendes Verfahren, das wir anwenden, um die artikulatorischen Bewegungen zu analysieren. Wir bringen dafür den Schallkopf unter dem Kinn der Versuchsperson an. Die hochfrequenten Schallwellen werden an den Grenzflächen zwischen Gewebe und Luft reflektiert und erzeugen so ein sichtbares Bild der Zungenkontur während des Sprechens. In Kombination mit akustischen Aufnahmen liefern uns die Bilder wertvolle Rückschlüsse.

Dissertationen

laufende Dissertationen
Bücher stehen im Regal
Bücher stehen im Regal
Foto: Professur für Sprechwissenschaft

Die Entwicklung von Geschlecht in der präpubertären Stimme. Eine Langzeitstudie.
(Riccarda Funk)

In meiner Dissertation untersuche ich die akustischen und perzeptuellen Korrelate von Geschlecht in Kinderstimmen (DFG-Projekt 440882807). Ich möchte herausfinden, warum Kinder bereits vor der Pubertät wie „Jungen“ oder „Mädchen“ klingen, obwohl sie sich anatomisch und physiologisch kaum voneinander unterscheiden. Außerdem interessiert mich, welche Rolle die Geschlechtsidentität der Kinder hierbei spielt und wie sich die Kinder im Verlauf der Zeit stimmlich entwickeln. Dazu nehme ich dieselben Kinder einer ersten, zweiten und dritten Klasse auf, untersuche die Tonaufnahmen akustisch und führe verschiedene Perzeptionsexperimente durch.  

"Sprecherziehung für Trans*"
(Alexis Krüger)

Es bedeutet für Transmenschen eine große Herausforderung, mit der biologisch gegebenen Stimme das wahrgenommene (aber nicht körperlich manifeste) Geschlecht auszudrücken. Die Anpassung der Tonhöhe allein hilft nicht weiter. In meiner Arbeit aggregiere ich die Interessen der an meinem Sprechtraining teilnehmenden Transmenschen, die Möglichkeiten der Sprechprofessionalisierung und die Perzeptionsunterschiede von Trans- und Cismenschen, um das stimmtherapeutische Angebot für Trans* zu verbessern.

3sat "nano" hat über Krügers Forschungsprojekt berichtet. Den Beitrag vom 06.06.2019 können Sie hierExterner Link sehen.

"Zeitzer Zungen - /r/ als soziophonetische Variable?"
(Christina Otto)

In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich die soziophonetische Variation des salienten und prototypischen Merkmals im Ostmitteldeutschen: die pharyngalisierte /r/-Vokalisierung (z. B. in Sport [ʃpɔˤt]). Wie wird /r/ im Ostthüringischen artikuliert und kann man das mit Ultraschall und akustischer Analyse erfassen, quantifizieren und kategorisieren? Zum anderen untersuche ich, wie die Verwendung des Merkmals aufgrund von sozialen Faktoren, wie z. B. regionale Identität des Sprechers, aber auch Einstellungen und Stereotype gegenüber dem Dialekt, variiert und wie das Merkmal von verschiedenen Sprechergruppen wahrgenommen wird.

abgeschlossene Dissertationen

„Wie wichtig ist die Lehrerstimme? Der Einfluss sprecherisch-stimmlicher Merkmale auf das Hörverstehen“
(Kerstin Schuck)

(2018, Betreuer Prof. Adrian Simpson, Prof. Peter Gallmann)

Die Dissertation beschäftigt sich grundlegend mit der Frage, ob sprecherische und stimmliche Auffälligkeiten zu Verarbeitungsschwierigkeiten von gesprochenen Texten bei Schülerinnen und Schülern führen. In einer umfangreich angelegten empirischen Studie wurden dafür die Merkmale einer erhöhten Sprechstimmlage und eines Sigmatismus mit verschiedenen Texten zum Hörverstehen untersucht.

"Reformulierungsverfahren im Mediationsprozess"
(Hans Nenoff)

(2018, Betreuer: Prof. Adrian Simpson, Prof. Anja Stukenbrok)
Diese Dissertation beschäftigt sich auf Basis empirisch-gesprächslinguistischer Methoden mit den verschiedenen Formen von Reformulierungsverfahren im Mediationsprozess. Diese Reformulierungsverfahren werden in Bezug auf ihr Auftreten und den Nutzen für den Prozess systematisch beschrieben.

"Social Markers of Sexual Orientation and Gender in Speech and Look: A Combination of Producer- and Recipient-Centered Approaches"
(Sven Kachel)

(2018, Betreuer: Prof. Melanie Steffens, Prof. Adrian Simpson)

"Phonetische Interferenzen vietnamesischer Deutschlerner - Eine Untersuchung und Maßnahmen"
(Le Xuen Giao)

(2015, Betreuer: Prof. Adrian Simpson, Prof. Peter Gallmann)

"Der Einfluss von Hatha-Yoga auf den Erwerb sensomotorischer Fertigkeiten in der Ausbildung der Sängerstimme"
(Martina Georgi)

(2013, Betreuer: Prof. Adrian Simpson, Prof. Wolfgang Auhagen)

"Vergleich objektiver Verfahren zur Untersuchung der Nasalität im Deutschen“
(Ramona Benkenstein)

(2006, Betreuer: Prof. Adrian Simpson)

"Nasalität im Stimmklang professioneller Sprecher"
(Romy Baumgarten)

(2006, Betreuer: Prof. Adrian Simpson; Prof. Baldur Neuber)

"Persuasion und Prosodie. Eine empirische Untersuchung zur Perzeption prosodischer Stimuli in der Werbung"
(Beate Redecker)

(2006, Betreuer: Prof. Adrian Simpson; Prof. Baldur Neuber)

"Phonetische und linguistische Aspekte der Akzentimitation im forensischen Kontext"
(Sara Neuhauser)

(2011, Betreuer: Prof. Adrian Simpson)
Forensisch-phonetische Analysen kommen immer dann zum Einsatz, wenn lautsprachliche Äußerungen im Kontext einer Straftat stehen. Sie werden durch eine Reihe von Störeinflüssen erheblich erschwert, z.B.  durch die bewusste Verstellung von Merkmalen der Stimme, Sprache oder Sprechweise eines Sprechers. Diese Arbeit untersucht die Imitation fremdsprachiger Akzente als eine mögliche Verstellungsart.

Die Form und Variation bestimmter phonetischer Merkmale im Deutschen gesprochen mit einem imitierten französischen Akzent von deutschen Muttersprachlern und mit einem authentischen Akzent von französischen Muttersprachlern werden auf Basis eines umfangreichen Korpus systematisch analysiert. Über Perzeptionsexperimente wird außerdem die Fähigkeit deutscher Hörer untersucht, imitierte und authentische fremdsprachige Akzente zu identifizieren und nach ihrer Authentizität zu beurteilen.

"I processi di dittongazione nei dialetti dell’italia meridionale";
(Giovanni Abate)

Engl. transl.: “Diphthongization processes in the dialects of Southern Italy. An experimental approach"

(2010, Betreuer: Prof. Adrian Simpson)
This work presents and discusses acoustic data on the phenomenon of diphthongization in some Italo-Romance dialects, by investigating the relationships between prosodic structure and formant dynamics of vowel segments.