Das Territorium ist nicht eine gegebene sondern eine sich konstituierende räumlich-zeitliche Totalität. Es handelt sich um eine dynamische Instanz, die ein bestimmtes physisches Dasein in determinierten Koordinaten der Zeit und des Raums besitzt. Es ist ein weit verbreitetes und mehrdeutiges Dasein, das sich maßstäblich mit benachbarten oder nicht benachbarten Territorien verbindet. Ein soziales Dasein, eine soziale Konstruktion hervorgegangen aus den zeitlich-räumlichen Interessenskonflikte sozialer Akteure mit verschiedenen Reproduktionslogiken. Ein emotionales Dasein, das auf der identitären und affektiven Reproduktion jeder Gesellschaft basiert.
Die Geistes- und Sozialwissenschaften tendierten traditionell dazu, der Rolle der ethnischen, politischen, affektiven, Gender- und Klassenidentitäten in den sozioterritorialen Prozessen auszuweichen. Dies änderte sich in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts dank der indigenistischen, LGBTQ+, feministischen und anderen sozialen Bewegungen, die begannen in Frage zu stellen, inwiefern diese Identitäten sich in den Territorien, die sie konstituieren und beinhalten, reproduzieren und gegen diese auf hegemonialen Kategorien basierende und unrechte Reproduktion zu rebellieren.
Diese Dialogsplattform stößt eine Reflektion über diese räumlich-territorialen Kategorien, ihre Umsetzung und die Vorstellung von Macht an, die verschiedene Akteure aktuell in den Territorien durch diverse Formen der Opposition und des Widerstands konstruieren. Der Zugang zu Land, Gesundheit, Wohnraum, Ernährung, dem öffentlichen Raum sowie Kämpfe des Umweltschutzes und sozialer Gerechtigkeit sind einige der komplexen und widersprüchlichen Ungleichheiten, die verschiedene Territorien überall in Lateinamerika charakterisieren.
Neue theoretische-methodologische und praktische Ansätze von ForscherInnen und AktivistInnen und der Beitrag der Wissensbestände der verschiedenen Territorien erschaffen einen differenzierteren Blick auf die Prozesse und Personen, die an der Konstruktion der Territorien auf verschiedenen lokalen und regionalen Maßstäben beitragen. Mithilfe der horizontalen Wissensproduktion ist das Ziel, die Konstruktion der Territorien zu problematisieren und über diverse territoriale Instanzen der gemeinschaftlichen, organisatorischen und edukativen Erfahrungen in Lateinamerika zu debattieren.
Die Plattform fandet am regionalen Sitz von CALAS an der Universidad Nacional de San Martín in Buenos Aires statt.