Unter Diskursmarkern versteht man Wörter oder auch Phrasen, die Funktionen auf der Diskursebene übernehmen, und die in ihrer Entstehung auf ein Element aus einer anderen Wortart zurückgehen, beispielsweise auf Konjunktionen (etwa „und“ oder „oder“) oder Imperative (z.B. „hör mal“ > „hömma“). Im synchronen Schnitt weisen somit gleichlautende Elemente ein breites Funktionsspektrum auf, das zwischen grammatischen und pragmatischen oder lexikalischen und pragmatischen Vorkommen schwankt. Diese funktionale Ausdifferenzierung bei (zunächst) identischem Lautmaterial ermöglicht eine gezielte Analyse interaktionaler / pragmatischer Einflussfaktoren auf die lautliche Oberfläche, mithin der Frage, in welcher Weise interaktionale Gegebenheiten systematisch auf phonetisches Detail einwirken und somit relevant sind für sprachlautliche Kompetenz.
Die Relevanz von Erwartbarkeit / predictability für die Sprachproduktion (und auch –rezeption) wurde im Rahmen psycholinguistisch und / oder gebrauchsbasierter Ansätze aufgezeigt. Maße für solche Erwartbarkeiten (bzw. die Vorhersagbarkeit / predictability) können zum einen kontextlosgelöst sein, indem sie die einfache Frequenz eines Lexems berücksichtigen. Sie beziehen aber vielfach auch den Kontext des in Frage stehenden Elements mit ein, indem sie etwa die Übergangswahrscheinlichkeiten von einem Element zum anderen berechnen. Quantitative Studien belegen einen systematischen Einfluss von Erwartbarkeiten auf die Sprachproduktion beispielsweise in Hinblick auf phonetische Reduktionen. Was diese Studien aber nicht berücksichtigen, sind Erwartbarkeiten, die interaktional fundiert sind, die also beispielsweise das Wissen um typische sequenzielle Abläufe umfassen.
Mein Forschunginteresse zielt auf eine wechselseitige Ergänzung der Perspektiven auf „Erwartbarkeiten“ in der Interaktion. Etablierte quantitative Maße der Erwartbarkeit sollen auf interaktional fundierte Einheiten bezogen und in ihren Effekten überprüft werden. Im Zentrum des Interesses steht somit eine Modellierung „sequenzieller Erwartbarkeiten“.
Das Projekt wendet sich der lautlichen Realisierung prosodischer Grenzen in morphologisch komplexen Wörtern zu. (Ein einschlägiges Beispiel zur Veranschaulichung des Gegenstandsbereichs sind die berühmten „Blumentopferde“: Die Lesart als „Blumento-Pferde“ statt „Blumentopf-Erde“ wird erst dadurch möglich, dass ein (in der Schrift nicht repräsentiertes) lautliches Grenzsignal weggelassen wird, nämlich der Glottalverschluss: „Blumentopf[ʔ]erde“.)
In der Forschung wird vielfach davon ausgegangen, dass die morphologische Binnenstruktur von komplexen Wörtern nicht unmittelbaren Einfluss auf die Lautebene hat, sondern durch prosodische Konstituenten reguliert wird, genauer das phonologische Wort. Der Einfluss des phonologischen Wortes zeigt sich etwa in der Regulierung phonologischer Prozesse. So sind Silbifizierungen über eine phonologische Wortgrenze hinweg nicht möglich, wird also ein komplexes Wort aus Elementen gebildet, die für sich genommen phonologischen Wortstatus haben, sollte keine Silbifizierung über die Wortgrenze hinweg auftreten: „un.glau[p].lich“, aber nicht „un.glau.[b]lich“.
Viele theoretische Annahmen zu Status und Wirkungsweise des phonologischen Wortes beruhen allerdings nicht auf empirischen Belegen. Ziel der Arbeit war es deshalb, ausgewählte Prozesse durch Produktionsexperimente und mittels Korpusanalysen von spontansprachlichen Belege zu analysieren. Auf der Basis von ca. 3800 Belegen werden Glottalverschluss / Glottalisierung, Degeminierung, Dauer und Tilgung von /t/ sowie andere Dauerreduktionen an morphologischen und / oder prosodischen Grenzen ausgewertet.
Die Arbeit steht vor dem Hintergrund gebrauchsbasierter phonologischer und morphologischer Theorien. Als ein relevanter Einflussfaktor für die Realisierung wurde deshalb neben anderen Faktoren auch die Frequenz der untersuchten Wörter berücksichtigt.
Die Arbeit bietet einen Überblick über Studien zum Thema der regionalen Variation der Intonation und widmet sich schwerpunktmäßig der kölnischen Regionalvarietät auf der Basis spontansprachlicher Daten. In der Beschreibung der Intonation ist die Arbeit am autosegmental-metrischen Ansatz orientiert, die funktionale Analyse hingegen an den Methoden der Interaktionalen Linguistik. Die Arbeit versucht dadurch einen Brückenschlag zwischen zwei sonst selten kombinierten Ansätzen und liefert eine Beschreibung regionaltypischer Intonationsverläufe, die einerseits einen Vergleich der Ergebnisse mit anderen Studien erlaubt und andererseits detailliert aufzeigt, wie die Beteiligten die spezifischen Intonationsverläufe als Ressource in der Interaktion nutzen.