Luisa Conti (r.) und Fergal Lenehan koordinieren den neuen Forschungsverbund.

Interkulturelle Kommunikation im digitalen Raum

Universität Jena koordiniert neuen Forschungsverbund „ReDICo“
Luisa Conti (r.) und Fergal Lenehan koordinieren den neuen Forschungsverbund.
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Meldung vom: | Verfasser/in: Vivien Busse/Axel Burchardt | Zur Original-Meldung

Ist die virtuelle Realität von der physischen überhaupt noch trennbar? Und wenn nicht, wie kann es gelingen, diese Komplexität zu erforschen? Diese Fragen bilden den Kern eines neu gegründeten und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena koordinierten For­schungsverbundes im Bereich Interkulturelle Wirtschaftskommunikation. Der Verbund „Researching Digital Interculturality Co-operatively“, kurz: ReDICo, will interkul­turelle Hand­lungsweisen und Diskurse in digitalen Räumen erforschen. Jenas Partner sind die Univer­sitäten in Mainz und Potsdam sowie Hochschulen in Irland, Brasilien und Israel. Finanziert wird der Forschungsverbund für vier Jahre vom Bundesministerium für Bildung und For­schung (BMBF) mit insgesamt 2,1 Mio. Euro.

Die Verbindung von internetbasierten Studien und interkultureller Kom­munikation ist der neuartige Forschungsansatz von ReDICo. Untersucht werden Zusam­menhänge von Inter­kulturalität in einer digital geprägten Gesellschaft. Außerdem entsteht eine Plattform, auf der sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit anderen Forschenden national, inter­national und interdisziplinär vernetzen können.

Gibt es Interkulturalität bei Twitter und in Nachrichtenportalen?

Im bereits stark digital arbeitenden Bereich Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Uni­versität Jena ist das Teilprojekt „Cosmopolitanism, Nationalism and Intercultural Compe­tence in Online Contexts“ angesiedelt, das vom BMBF mit 1,1 Millionen Euro gefördert wird. Dr. Luisa Conti und PD Dr. Fergal Lenehan wollen zum einen interkulturelle Kommuni­kation auf der Social-Media-Plattform Twitter auf europäischer Ebene untersuchen, „um ein facet­tenreiches Bild vom neuen digitalen kosmopolitischen Europäismus zu bekommen“, so Fergal Lenehan. Ein anderer Jenaer Forschungsaspekt ist die internationale Zusammenarbeit im vir­tuellen Umfeld. Dabei sollen die interkulturelle Kompetenz und die Kommunikation der Teil­nehmen­den untersucht werden. „Welche Faktoren fördern die Entstehung einer Team­kultur? Was regelt die Entstehung von Machtverhältnissen innerhalb einer gleichgestellten Gruppe? Welche Moderationstechniken wirken förderlich oder hinderlich, um die Prozessteil­nehmenden zur echten Partizipation anzuregen?“, nennt Luisa Conti einige Kernfragen der Untersu­chung. Außerdem analysieren die Jenaer Argumentationsmuster der Nutzer in bri­tischen und deut­schen Nachrichtenportalen und fokussieren sich dabei auf Leserforen und Kommen­tar­spalten. Sie wollen am Beispiel rasch erstellter Texte untersuchen, ob gerade dort verstärkt gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rassismus zu finden sind.

Ihre Erkenntnisse aus den Studien wollen die Forschenden abschließend der Wissenschaft in Form einer neuen Theorie zur Interkulturalität im digitalen Umfeld zugänglich machen.

Forschungsstandort Jena und den Nachwuchs stärken

Die Universität Jena kann durch den neuen Forschungsverbund ihre Stellung als interna­tionaler und interkultureller Forschungsstandort weiter ausbauen und die Forschung im Bereich interkulturelle Kommunikation vertiefen, ist sich das Team sicher. Der bereits in Jena geführte „Glocal Campus“, ein Online-Campus für länderübergreifende Vorlesungen und On­line-Seminare sowie für Selbstlernzwecke, soll durch den Forschungsverbund ReDICo ausge­baut werden. Auch die Jenaer Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler profi­tieren vom neuen Verbund. Sie können durch die mit der Forschung verbundenen Veranstal­tungen und Initiativen in ihrem Bereich gezielt gefördert werden und sich im Forschungs­ver­bund vernetzen.

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